Den brasilianischen Sänger und Gitarristen João Bosco muss man live erleben. Da gilt voller körperlicher Einsatz. Bosco wirkt wie ein Perkussionist mit Gitarre und Stimme. Er präsentiert eine Mischung aus Mouth-Percussion, vibrierend rhythmischem Spiel und textlosem Gesang. Auf der Gitarre flitzt er in irrsinniger Geschwindigkeit umher, stoppt unvermittelt, trommelt auf den Saiten besser als jede Beatbox. Aber er kann auch sehr melancholisch spielen. Eines seiner Meisterwerke ist „Quilombo“ mit einer monotonen Melodie und einem Gesang, der auf afrokubanische Rhythmen Bezug nimmt. Die wenigen Worte des Textes wiederholt Bosco ständig mit einigen ausgetauschten Buchstaben, wobei sich ein geschickter Bedeutungsunterschied ergibt, der in symbolhaften Begriffen eine Geschichte erzählt. Es ist nicht verkehrt, dabei von Konkreter Poesie zu sprechen, wie wir sie bei uns vielleicht von Ernst Jandl her kennen. Da mag man sich fragen, ob es bei uns jemals experimentelle Lyrik in Popsongs gab? So viel damit zum textlichen Niveau von Songs in Brasilien und da ist Bosco in der MPB bei Weitem kein Einzelbeispiel. Bis heute sind bei João Bosco Tradition, Jazz, Popularmusik und Experiment keine Gegensätze.
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