Wolfgang Beisert und Hans-Jörg Maucksch sind zwei der Gründungmitglieder der Deutschfolklegende Lilienthal, eines der herausragenden Ensembles des Deutschfolkrevivals der Siebziger. Insgesamt stehen die beiden Musiker bereits seit fünfzig Jahren gemeinsam auf der Bühne.
Text und Fotos: Udo Hinz
Dieses Jubiläum feierten die Göttinger mit dem „Folk ’72-’22 Festival“ auf Burg Hardeg im südniedersächsischen Hardegsen mit alten und neuen Weggefährten und brachten mit dem Programm chronologisch die musikalischen Stationen ihres Lebens im Zeitraffer auf die Bühne. So begann der Abend mit einem Rückblick auf 1972, als sie sich in Bremen als Duo erstmals zusammentaten. Beisert und Maucksch eröffneten den Abend mit zwei Gitarren und dem Song „Lady In Black“ von Uriah Heep. Mit Musikerkollegen spielten sie einen Skiffle aus ihrer Bremer Zeit mit Ernie’s Folk & Skiffle Band sowie einen Dubliners-Titel ihrer gemeinsamen Göttinger Irish-Folk-Band Rakish Paddy.
Lilienthal mit Otto Groote
Berührend waren die Stücke aus dem Repertoire von Lilienthal. Die ebenfalls in Göttingen entstandene Formation bestand von 1976 bis 2003, veröffentlichte mehrere Alben und war in ganz Deutschland, Europa und darüber hinaus auf Tournee. An die puristische Anfangszeit erinnerten zwei auf vier Krummhörnern gespielte Renaissancetänze. Dann kamen der einstige Lilienthal-Multiinstrumentalist Beo Brockhausen und der Gitarrist Peter Funk auf die Bühne. Otto Groote aus Bremen übernahm überzeugend die Rolle des verstorbenen Lilienthal-Sängers Herwig Steymanns. Gemeinsam spielten die Musiker die drei zeitlosen Lilienthal-Klassiker „Sünner-Martens-Leed“, „Spätsommerlied“ sowie das durch die Pfadfinderbewegung zum modernen Volkslied gewordene „Edelweißpiraten“.
Otto Groote
Nach einer Pause stand Otto Groote mit seinem eigenen Ensemble im Blickpunkt. Er gestand, selbst Lilienthal-Fan gewesen und als Jugendlicher von der Band beeinflusst worden zu sein. Mit einem plattdeutschen Song legte er los, wechselte dann ins Hochdeutsche und sang zwei Lieder aus dem Repertoire Hannes Waders. Mit Blick auf die beiden Jubilare beendete er seinen Auftritt mit Bob Dylans „Forever Young“.
Otto Groote Ensemble
Das aktuelle gemeinsame Schaffen von Wolfgang Beisert und Hans-Jörg Maucksch bildete den Abschluss des kurzweiligen Abends. Die beiden Musiker kehrten mit ihrer aktuellen Acoustic-String-Band Front Porch Picking zurück auf die Bühne. Das mitreißende Quintett mischte Western Swing, Blues und Hawaiisounds.
Front Porch Picking
Das ausverkaufte Festival wurde von Kunst & Kultur Northeim und der Kultur-Initiative Hardegsen organisiert. Langjährige Kollegen der beiden Jubilare fanden den Weg in den Muthaussaal. So übernahm „Erzpoet“ Manfred Hausin, den die Musiker bereits in den Siebzigerjahren in Göttingen kennengelernt hatten, die Moderation des Abends und las eigene Kurztexte vor. Im Publikum wiederum saßen ehemalige Bandmitglieder von Lilienthal: die Sängerin Anette Schwagmeier (heute Kröger) und der Schlagzeuger Hans Freyse. Zu Gast war auch Carsten Linde, der Lilienthal 1976 in Göttingen entdeckt, ihre ersten vier Alben produziert und sie als erste Band auf seinem damals frisch gegründeten Label Folk Freak herausgebracht hatte.
Abschluss-Session mit allen Beteiligten
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