Oysterband

Melange aus Tradition und Rock Music Hall, Worpswede, 13.3.2025

8. April 2025

Lesezeit: 3 Minute(n)

„Put out the lights, put out the lights, put out the lights on London city / Keep the creatures safe from harm …“ Mit ihrem traditionellen Rausschmeißer beendet die Oysterband einen turbulenten Abend in der Worpsweder Music Hall. Ja, es ist so weit, die Lichter gehen tatsächlich aus. Nach über vierzig Jahren stellen die fidelen Austern ihren Tourbus außer Dienst. Und den Abschied von der Bühne feiern sie mit einer ausgedehnten Tour, ein Jahr lang währt ihr „Long Long Goodbye“.

Text Gerd Döring; Fotos: Marion Janke

Mit Auftritten auch in Deutschland. Zuweilen an Orten, von denen sie gar nicht wussten, wo die zu finden sind. Worpswede aber kennen sie gut. Ihr Weg führt sie nun schon zum dritten Mal in die Music Hall. Dicht gedrängt stehen denn auch die Fans vor der Bühne, und eine Aufforderung braucht es nicht – schon ab den ersten Takten wird im Publikum kräftig mitgesungen. Hier sind zweifellos Fans gekommen, die sich im Repertoire der Band bestens auskennen.

John Jones

 

Ganz vorne auf der Bühne stehen drei Herren in reiferem Alter, die alle seit den ersten Tagen der Band dabei sind. Ian Telfer, der mit launigen Ansagen den Abend moderiert, erinnert an die alten Zeiten, als sie in kleinen Clubs und Pubs als „Oyster Ceilidh Band“ begannen. „Ceilidh“ steht im Gälischen für einen bunten Abend mit Gesang, Geschichten, Musik und Tanz.  „Learning by doing“ war das, sagt er. Eine harte Schule in kleinen Venues, und nach und nach entwickelten sie dann ihre ganz eigene Melange aus knorriger Tradition und kräftigem Rock.

Den Platz vorn auf der Bühne teilt sich Telfer mit John Jones und Alan Prosser. Jones, ein Mann der großen Gesten, singt und animiert das Publikum. Prosser steht abseits der Mikrofone, lässt aber mit seinem Gitarrenspiel keinen Zweifel daran, wer hier in der Band für die feinen Klänge zuständig ist. Die zweite Reihe ist mit „Neulingen“ besetzt, Adrian Oxaal am Cello und Al Scott an E-Bass und (zuweilen) Mandoline – beide immerhin schon seit über zehn Jahre im Team. Relativ frisch am Drumset: Sean Randle.

Ian Telfer

 

Als Ceilidh-Band haben sie begonnen, als handfeste Folkrocker wird man sie in Erinnerung behalten. Telfers Vater hat das so nicht kommen sehen. „A wet arse, but no fish“, so überliefert Telfer den lakonischen Kommentar des alten Fischers zu den Berufsplänen seines Sohnes. Nun, der Alte sollte keineswegs Recht behalten, aus den Oysters ist eine der erfolgreichsten Folkrockbands Britanniens geworden. Nicht so rund und pathetisch wie Runrig und gewiss nicht so wild-verwegen wie die Pogues, aber immer kantig und mit klarem Blick auch auf das, was im Kingdom so alles schiefläuft.

Den Abend eröffnen sie denn auch forsch und rockig. „Native Son“, „By Northern Light“, „A River Runs“ – das ist allenfalls leicht folkgetönter, sehr kräftig vorgetragener Powerrock. Später folgt noch der quasi hingerotzte „Uncommercial Song“. Aber sie können auch anders, sanfter. Jones singt die anrührende Ballade „Molly Bond“, ein altes Lied, das wohl aus Irland stammt – und natürlich sind sie lange vertraut damit, mit traditioneller Musik sind sie alle aufgewachsen. Jones ist in Wales geboren, Telfer ist Schotte, Prosser stammt aus dem „Black Country“, der Kohleregion um Wolverhampton.

Alan Prosser

 

Später dann werden sie noch Stücke ihrer beiden Erfolgsalben Holy Bandits (1993) und The Shouting End Of Life (1995) auspacken, etwa den bejubelten Hit „When I’m Up (I Can’t Get Down)“. Das Finale bildet der Publikumsliebling „Granite Years“. Bei den Zugaben – harte Schale, weicher Kern – wird es dann fast ein wenig rührselig …

In England wurde die Band im Herbst von Ray Cooper begleitet, der von 1988 bis 2013 Cellist und Bassist der Band war, sowie von June Tabor, mit der sie zwei bemerkenswerte Alben aufnahmen, von denen Ragged Kingdom aus dem Jahr 1990 im letzten Jahr als Reissue bei Topic Records neu erschien. Leider saßen die beiden nicht mit im Bus. Ein letzter Termin in Deutschland ist allerdings noch im Tourplan verzeichnet: Am 28. Juni ist die Oysterband Headliner beim Blacksheep Sommerfest in Bad Rappenau.

www.oysterband.co.uk

www.musichall-worpswede.eu

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