Der Berliner Tom Schwoll hat viele Spuren in der deutschen Szene hinterlassen, von Jingo de Lunch über Extrabreit bis zu Die Skeptiker. Ende fünfzig erfindet er sich mit einer astreinen Alternative-Country-Platte neu. Punkpolitisch ist nur der Text über Oury Jallah, den 2005 in einer Zelle des Dessauer Polizeipräsidiums verbrannten Afrikaner. Die deutschsprachigen Nummern leben sonst allesamt von großartiger akustischer Umrahmung impressionistischer Beobachtungen. Sieben Jahre alt sei er gewesen, da habe er das erste Mal „Tom Dooley“ im Radio gehört. „In dieser Tradition habe ich ein paar Jahre Gitarre gespielt und dazu gesungen: Hannes Wader, Joan Baez, Bob Dylan. Mit dreizehn kam Chuck Berry. Über eine Band von Axel Hacke fand ich dann sehr viel später wieder zurück zum Country.“ Das merkt man. „Lichter“ und „Prieros“ sind die hellsten, wärmsten, erfüllendsten Lieder, die Gisbert zu Knyphausen, Nils Koppruch und Sven Regener nie geschrieben haben. Diese weise Stimme! Diese todtraurige Geige in „Der laufende Motor“! Diese poetischen Texte mit viel Berliner Lokalkolorit (übrigens gut nachlesbar im tollen LP-Booklet)! Wer Fink liebte, dem wird die Blume des Unglücks Tränen des Glücks in die Augen treiben.
Martin Wimmer
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