Mànran, Staran und solo – Kim Carnie eilt von Erfolg zu Erfolg. Da könnte man durchaus nachvollziehen, wenn sie sich aufgrund der Breitenwirkung entscheiden würde, den englischsprachigen Anteil der Songs auf ihrem zweiten Soloalbum zu erhöhen. Nichts dergleichen! Wenn man mal von dem gelungenen Experiment mit Seckou Keita absieht – der im gemeinsamen Lied in seiner senegalesischen Muttersprache singt (was ebenso wie seine Kora wirkt, als sei der Senegal quasi eine Nachbarinsel Schottlands) –, sind alle acht anderen Lieder rein in Gälisch. Carnie vertraut auf die ihr bekannte Mann- und Frauschaft (natürlich Innes White, Produzent und Gitarrist, oder Megan Henderson, Fiddle, und James Lindsay, Kontrabass, beide von Breabach, oder Mark Scobbie, Percussion, mit akustischen Tupfern von Donald Shaw, Piano, oder Jerry Douglas, Banjo). Mit dieser musikalischen Sicherheit webt sie thematisch ein kraftvolles Konzeptalbum und feiert weibliche gälische Stimmen und vergessene Magie. Schließlich übersetzt sich der Albumtitel als „weise alte Frau“, bekannt als die Königin der Kälte, des Winters und der Dunkelheit. All das abwechslungsreich, vielschichtig und spannend arrangiert. Kein Wunder, Kim Carnie landet erneut einen Volltreffer.

Mike Kamp