Lina ist eine ambitionierte junge Fadosängerin mit einer wunderbaren Stimme. Ihr erstes Album widmete sie dem Werk der großen Amália Rodrigues. In Fado Camões adaptiert sie die Renaissancelyrik des portugiesischen Nationaldichters Luís Vaz de Camões. Das funktioniert vom ersten bis zum letzten Ton. Das Erstaunliche dabei: Justin Adams, der Alben von Robert Plant oder den Canzoniere Grecanico Salentino produziert hat, unterlegt den Gesang Linas mit einer minimalistischen Begleitung. Neben der portugiesischen Gitarre und Klavier sind dies elektronisch erzeugte Klänge, Borduntöne eines Moog-Basses, Percussion und einmal sogar elektrische Gitarre. Das alles wird sehr sparsam eingesetzt und macht die ruhigen Lieder zu einem Klangerlebnis. Camões gilt als Erfinder des klassischen Portugiesisch. Aber auch das alte Galicisch-Portugiesisch verwob er – wie in „O Que Temo E O Que Desejo“ – in seine Poesie und verschaffte sich so Volksnähe. Das Gesangduett mit dem Spanier Rodrigo Cuevas beweist dies auf unwiderstehliche Art. Camões wollte verstanden werden und schuf eine Sprache, die zu eigenen Gedanken anregt. Leider schafft das die englische Übersetzung der Lieder in keiner Weise und verwirrt nur. Trotzdem ein wunderschönes Album.
Martin Steiner
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