Was für eine Intensität. Was für eine Stimme. Zum ersten Mal hat die mehrfach ausgezeichnete iranische Sängerin ein A-cappella-Album aufgenommen. Und die dreizehn von Marjan Vahdat komponierten Stücke könnten aktueller nicht sein. Denn während der Iran gerade wegen seiner politischen Aggression im Kreuzfeuer steht, erleben wir hier die tiefgehende, reiche Kunst der persischen Kultur. Alle Texte des Albums stammen von iranischen Dichtern, unter ihnen auch klassische wie Rumi oder Hafez. Andere Autorinnen und Autoren sind zeitgenössisch wie Forough Farrokhzad oder Sohrab Sepehri, die sich im Iran für die Gleichheit und Freiheit von Frauen stark machen. Das gesamte Album ist daher ein Appell für den Humanismus. Teilweise auch ganz konkret wie im Titellied, in dem die in Kalifornien lebende Sängerin die Trauer über eine junge Frau besingt, die bei einer der Demonstrationen unter dem Motto „Frauen, Leben, Freiheit“ ermordet wurde. Seine besondere Faszination erhält das Album jedoch durch Vahdats berührende Melodien und ihren unter die Haut gehenden Gesang. Verwurzelt in der klassischen persischen Musik und regionalen Gesangstraditionen hat die 48-Jährige ihren ganz eigenen Stil entwickelt, in dem sie die Brücke zwischen Vergangenheit und Gegenwart schlägt. Wichtiger aber ist, dass sie mit diesem Album ein klares Plädoyer für den Sologesang von Frauen ablegt. Denn der ist im Iran verboten.

Erik Prochnow