Bob Dylan: Point Blank

Quick Studies.

22. Dezember 2025

Lesezeit: 2 Minute(n)

Bob Dylan ist nicht nur eine Musiklegende als Singer/Songwriter und Performer, er ist auch bildender Künstler. Er schweißt kunstvoll verzierte Gartentore, vor allem aber malt und zeichnet er. Seine Bilder wurden unter anderem schon in Chemnitz, Miami und London ausgestellt. Der nun erschienene Bildband Point Blank zeigt rund hundert unveröffentlichte Schwarz-Weiß-Zeichnungen, die in den Jahren 2021/22 entstanden sind. Es sind Porträts, Stillleben und Landschaften. Dylans Zeichnungen sind feine, unprätentiöse Alltagsdarstellungen. Seine Landschaften: ein paar Häuser mit Brücke, ein Blick aus dem Fenster oder Schienen mitten im Niemandsland. Immer geheimnisvoll. Genauso die zahlreichen Porträts. Wie aus und von dem Leben gezeichnet. Manchmal kraftvoll, manchmal zart gezeichnet. Dazwischen ein paar Stillleben von Töpfen oder Stiefeln. Alle diese Zeichnungen legen dem Betrachter die Stirn in Falten. Regen zum Nachdenken an. Dylans Zeichnungen verbergen mehr als sie zeigen. Und so rätselt man immer wieder: Welche Geschichte mag wohl dahinterstecken? Bei einigen der Zeichnungen wurden kurze Texte von Eddie Gorodetsky, Lucy Sante und Jackie Hamilton danebengestellt, die genau auf diese Frage eingehen. Ob es wahre Geschichten sind? Wenn nicht, sind sie jedenfalls gut geflunkert. Denn sie sind oftmals lässig und mit lakonischem Humor erzählt: Sottisen, Miniaturdramen und Alltagsgeschichten. Kongenial übersetzt von Helmut Dierlamm. Sie verdichten den jeweils möglichen Hintergrund in eine Kurzform. Und viele der Geschichten lesen sich wie Skizzen für Filme. Kein Wunder, schließlich sind Hamilton und Gorodetsky doch Drehbuchautoren und Produzenten für Film und TV. Köstlich, wenn es über den „Calligrapher“ heißt: „Er konnte die Unterschrift eines Menschen so makellos nachahmen, dass der glaubte, er habe den Scheck selbst unterschrieben und es vergessen. Dann kaufte er einen Rezeptblock von einem Nachbarn, der eine Zahnarztpraxis ausgeraubt hatte, und hatte eine angenehme Woche, in der er den Burschen an der Ecke Demerol­-Rezepte ausstellte. Das brachte ihm einen Haufen Geld.“ Unterhaltsames Lese- und „Anschau“-Material!

Thomas Waldherr

Bob Dylan:

Point Blank : Quick Studies. – Dt. Exklusivausg. – Hamburg : Hoffmann u. Campe, 2025. – 200 S. : mit zahlr. s/w-Abb.

ISBN 978-3-455-02186-8 – 45,00 EUR

Bezug: https://hoffmann-und-campe.de/

0 Kommentare

Einen Kommentar abschicken

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Werbung

L