„In Liebe gekleidet“ nennt der Brasilianer Chico César sein Album als Antwort auf die in Hass gekleidete Politik des Bolsonaro-Systems in seiner Heimat. Entsprechend beschreibt er in „Bolsominions“ die Bolsonaro-Fans mit ihrem Hass gegen Arme, Schwarze, Indigene und Homosexuelle als „Dämonen, die aus der Hölle kommen“. Deutliche Worte, die ihm gewiss erneut Shitstorms und Morddrohungen einbringen werden. (Zur Erinnerung: „Minions“ sind die kleinen gelben Animationsfiguren aus dem Kino, die das Ziel haben, den schrecklichsten Schurken der Geschichte zu dienen.) Außerdem besticht dieser durchaus fröhliche Reggaesong mit einem irren Solo auf der Kora, womit wir beim zweiten Aspekt sind. In Brasilien gibt es manchmal die Auffassung, die eigene Musik sei derart afrikanisch geprägt, dass es sich erübrige, mit Musikschaffenden aus Afrika zusammenzuspielen. Das macht César anders. Er lud Salif Keita und den Pianisten Ray Lema als Gäste ein, und deren Gesang und Arrangements sowie das Koraspiel färben die Musik auf eine Weise afrikanisch ein, die man in Brasilien kaum hört. Ansonsten glänzt das Album durch Abwechslungsreichtum von Synthiepop über Balladen bis Forró, Axé oder Reggae, immer mit afrikanischen Klängen versetzt.
Hans-Jürgen Lenhart
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