Auf dem zweiten Album nach seinem 2020er-Debüt mit eigenen Songs beschreitet der Hannoveraner Troubadour und Liedermacher mit der prägnanten Stimme dieses Mal einen anderen Pfad und legt ein Album vor nicht mit eigenen Stücken, sondern mit Volksliedern und Folksongs, die zu solchen geworden sind. David Lübke zeigt mit unprätentiösem und gerade deshalb so anrührendem Gesang zu US-amerikanisch geprägtem Folkfingerpicking auf Gitarre und Banjo, dass die alten Lieder immer noch beziehungsweise wieder brandaktuell und gerade deshalb wichtig sind. Boris Vians „Deserteur“, Pete Seegers „Sag mir, wo die Blumen sind“, Wenzels „Herbstlied“ oder „Namenlose“, eine aktualisierte, deutschsprachige Adaption von Woody Guthries „Deportees“, klingen unverbraucht und authentisch. Lübke singt sie hingebungsvoll eindringlich und lässt sie klingen, als seien sie gestern erst geschrieben worden. Mit zwei Musikern aus seiner Band, Moritz Brümmer und Filip Sommer (Bratsche, Mandoline, Geige), und den Gastmusikern Jens Kommnick (Gitarre, Bouzouki) und Jörg Fröse (Konzertina, Geige, Mandoline) zaubert Lübke in luftigen Arrangements einen klassischen Folksound, der vielleicht gerade deshalb emotionale Wärme verbreitet und zu Herzen geht.
Ulrich Joosten
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