Ein lange überfälliges Lebenszeichen des walisischen Saitenzauberers Dylan Fowler. Nach zahlreichen Kollaborationen mit Musikschaffenden aus nahezu allen Teilen der Welt nun eine schlichte Gitarre, keine wechselnden Tunings, Konzentration auf das Wesentliche – die Musik. Dylans Gespür für Raum, den Klang des Instruments und sein brillantes Timing lassen unmittelbar vergessen, dass hier nur sechs Saiten in Schwingungen versetzt werden. Stilistisch ist das Spektrum Fowlers schon immer himmelweit offen gewesen, und so wundert es nicht, Kompositionen von Keith Jarrett, Pat Metheny, Lennon/McCartney, Coltrane oder Folktraditionals in überraschender Eintracht nebeneinander zu hören. Kein Bruch, alles aus einem Guss, alles eins. Interessanterweise taucht Jarretts zart-lyrisches „My Song“ bereits auf Dylans Album Ffynnon Ofor aus dem Jahr 2003 in anderer Gestalt und Tonart auf. Selbst in den Uptempo-Stücken leuchtet eine kontemplative Grundierung durch die bewegten Oberflächen hindurch. Dylans Fowlers Spiel ist durchweg nachdenklich – ein Musiker, der spürbar erst hört, bevor er tönt. Solche Veröffentlichungen kann man an einer Hand abzählen, ein Glücksfall für alle, die Musik lieben, und lange nicht nur für solche, die Gitarre spielen.
Rolf Beydemüller
0 Kommentare