B. B. King war einer der einflussreichsten schwarzen Musiker im 20. Jahrhundert, das Vorbild vieler Rockgitarristen. Riley King, wie er eigentlich hieß, wurde 1925 im Mississippi-Delta geboren. Nach der Trennung der Eltern, armer Baumwollfarmer, und dem Tod der Mutter wuchs er bei Verwandten auf. Bretterhütten waren sein Zuhause. Mit elf bekam er eine Gitarre geschenkt. Zuerst trat er mit Gospelgruppen auf, bevor er nach Memphis ging, wo er als „Blues Boy“ King im Radio spielte. Bald gelangten erste Platten in die Charts. Agenten offerierten jetzt Gagen, die Appetit aufs Showgeschäft machten. Doch die verdienten Dollars gab King mit vollen Händen aus. Zu viel Alkohol, Frauengeschichten und betrügerische Promoter prägten das Leben einer schwarzen Bluesband on the road, dazu kam der alltägliche Rassismus. B. B. Kings Gitarrenspiel wurde ungestümer, sein Sound lauter und klarer. Er spielte seine Gitarre „Lucille“ mit markantem Tremolo – sein Markenzeichen. In den Fünfzigern wurde der Blues vom Rock ’n’ Roll überrollt. Rockgruppen wie die Rolling Stones brachten dann in den Sechzigern das Interesse am Blues zurück und machten King einem weißen Hippiepublikum bekannt. Im neuen Jahrtausend erlahmten seine Kräfte. B. B. King erschien immer mehr als Relikt der Vergangenheit, der – schwer krank – seine Konzerte nun sitzend bestritt. 2015 starb er mit 89 Jahren. Mit Akribie zeichnet Daniel De Visé Kings Lebensweg nach, was manchmal viel zu ausführlich gerät. Auch werden gockelhafte Prahlereien und ein sexistisches Frauenbild vom Autor so unkritisch kolportiert, als hätte es die Frauenemanzipation nie gegeben.
Christoph Wagner
Daniel de Visé: King of the Blues : d. Leben d. B. B. King.
aus d. Amerikan. übers. von Holger Hanowell. – Kitzingen : Reclam, 2023. – 695 S. : mit 47 Abb.
ISBN 978-3-15-011440-7 – 36,00 EUR
Bezug: reclam.de
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