Tim O’Briens Reisen durch die vielfältige US-amerikanische Folkmusik führten ihn zu einer Musik, die man heute Americana nennt. So resümieren die Autoren die Laufbahn des Sängers und Songwriters, des Virtuosen auf Mandoline, Violine, Bouzouki und Gitarre. Der Musiker wird als Schlüsselfigur des Newgrass-Revivals vorgestellt. Die Biografie wirft einen Blick hinter die Kulissen der US-Folkszene wie auch der persönlichen Lebensverhältnisse O’Briens. Dafür konnten die Autoren den Musiker befragen und viele Zitate wiedergeben. Beschrieben werden die Kindheit des 1954 in Wheeling am Rande der Appalachen geborenen Musikers, frühe Jugendbands mit Rock und Pop und seine Erweckung durch die Musik des Countrymusikers Doc Watson. O’Brien hatte durch seinen aus Irland stammenden Urgroßvater stets einen Bezug zu Irish Folk, der in seine eigene Musik einfloss. Das Buch beleuchtet aus Insidersicht Bandgeschichten wie die der Ophelia Swing Band, der von ihm mitgegründeten legendären Bluegrassformation Hot Rize oder des Duos mit seiner Schwester Molly. Durch das empfehlenswerte Werk zieht sich eine sympathische Ehrlichkeit, die beinhaltet, dass der Musiker sich auch kritisch hinterfragt. Es ist sehr lebendig geschrieben, und man kann es fast als Familienroman lesen. Hilfreich sind eine Diskografie, Songtexte sowie ein Verzeichnis aller aufgenommenen Songs.

Udo Hinz