Konstantin Wecker

Der Liebe zuliebe.

17. Dezember 2025

Lesezeit: 2 Minute(n)

Konstantin Wecker, der kraftvolle und lebensfrohe bayerische Bursche, Künstler und Bühnenmensch par excellence, hat in seinem neuen Buch die dunklen und auch die heilsuchenden Seiten seines Wesens offenbart. In seiner langen Karriere hat er nicht viel an Genüssen und anderen „Sünden“ ausgelassen und auch gelegentlich teuer dafür bezahlt, bis hin zu Gefängnisstrafen. Jetzt ist er 78 und spürt deutlich die Folgen seiner Ausschweifungen und des Alters. So kann er heute nicht mehr Klavier spielen, weil die Nerven in den Händen das nicht mehr zulassen. Für ihn ein unersetzlicher Verlust. Der Liebe zuliebe, weil er vor allem für seine Familie eine Belastung war, beschreibt er jetzt öffentlich seinen jahrelangen, schweren Alkoholismus, der bis zu seiner hart erkämpften und von Rückschlägen begleiteten Abstinenz 2022 sein Leben maßgeblich prägte. Doch wie wird man der Verlockungen des Rausches Herr, die ihn auch heute noch versuchen? Für Wecker ist Weg und Ausweg das Spirituelle, die Liebe und der Wunsch sein Leben, auch notgedrungen, zu verbessern. Die Spiritualität hat ihn, so schreibt er, sein ganzes Leben hindurch beschäftigt. Seine Zugänge dazu sind vor allem die Poesie und die Musik, aber auch Jesus, Richard Rohr und Meister Eckhart, Erich Fromm und C. G. Jung, Rudolf Steiner oder der Brandner Kaspar. Es ist ein Buch der unerwarteten Offenbarungen, Gedichte, der Dankbarkeit gegenüber den Eltern und der Familie, der Sinnsuche und der Neuorientierung, durchzogen auch von Autosuggestion und Mission, der Ängste und der Hoffnung gegen das nahende Ende eines gelebten Lebens.

Dieses merkwürdige, vermeintlich „radikal ehrliche“ Buch des Ausnahmekünstlers, der für „Liebe, Menschlichkeit“ und „ein besseres Miteinander“ singt, liest man noch einmal kritischer angesichts der kürzlich bekannt gewordenen Vorwürfe einer jungen Frau in der Süddeutschen Zeitung. Wenn ein 63-jähriger berühmter Künstler eine 15-jährige Schülerin anbaggert und bedrängt, sagt dies mehr über den Menschen aus als jede Menge bedruckten Papiers. Er beschädigte massiv die Psyche der jungen Frau und zudem die Glaubwürdigkeit seines künstlerischen Schaffens. Sein Abtauchen nach dem Bekanntwerden und die flaue Entschuldigung, der Verweis auf seinen Alkoholismus, Gedächtnislücken und die fehlende Strafwürdigkeit durch den Rechtsanwalt machen den Vorgang nur noch schlimmer. Er hatte noch einige Tourneen für die nächsten Jahre geplant, man darf gespannt sein, wie es für die Karriere Konstantin Weckers weitergeht.

Rainer Katlewski

Konstantin Wecker:

Der Liebe zuliebe. – Originalausg. – München : bene!-Verl., 2025. – 269 S.

ISBN 978-3-96340-260-9 – 24,00 EUR

Bezug: https://www.droemer-knaur.de/bene

Siehe auch den Kommentar von folker-Redakteur Erik Prochnow zum Fall Wecker.

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