Pippo Pollina

Canzoni Segrete (Jazzhaus Records)

23. März 2022

Lesezeit: 2 Minute(n)

Ein Fest der Intimität

Die Pandemie hat Pippo Pollina nicht nur Frust, sondern auch Gutes gebracht. Ohne Tourstress konnte er sich seinem 24. Album vier Monate lang widmen. Und Canzoni Segrete („Geheime Lieder“) ist definitiv eines seiner besten Werke. Die neuen Lieder strahlen eine Intimität aus, die vom ersten Ton an berührt. „Ich liebe es, wenn meine Zuhörer das Gefühl haben, ich spiele meine geheimen Lieder nur für sie“, resümiert der 58-Jährige. Mit seinen Themen von Trauer, Einsamkeit, Träumen, Verletzlichkeit, Identität und Liebe spricht er jedem aus dem Herzen. „Die zentralen Fragen betreffen uns alle, aber eine Antwort kann jeder nur in sich selbst finden“, sagt der in Zürich lebende Sizilianer. Sein Album ist geprägt von dieser Suche. Er selbst befinde sich in einer Phase des Abschieds, von den Eltern, von Freundinnen und Freunden, den Kindern, die ihren eigenen musikalischen Weg gehen, und der Jugend. Trotz dieser durch das Album strömenden Melancholie strahlt es eine intensive Hoffnung aus. Das mag an der großen Vielfalt der gemeinsam mit Martin Kälberer arrangierten vierzehn Songs liegen, die mit dreißig Musikern über zwei Jahre eingespielt wurden. „Der rote Faden ist ein starkes rhythmisches Element mit vielen ethnischen Details und Streichern“, sagt Pollina. So pendelt er zwischen Folklore, Klassik, Jazz und Rock und überrascht auch mit einem sizilianischen Männerchor. Mal präsentiert er sich balladesk, wie in „Prendile Se Vuoi“, mal zeigt er sich beswingt, wie in „Abbiamo Tutti Un Gioco“. Herausragend ist sein Duett mit der französischen Sängerin Celia Reggiani in dem neu arrangierten „Leo“ über den Liedermacher Léo Ferré. Überhaupt scheint dem Album musikalisch eine französische Note innezuwohnen. Viele Stücke – wie „Come Una Felicità Improvisa“ – verströmen das Gefühl von Chansons im Stile eines Jean-Jacques Goldman. Canzoni Segrete ist ein leidenschaftliches Zeugnis dafür, welche Kraft die Musik für das Miteinander entfaltet. Es ist uns allen nur zu wünschen, dass Pollina noch viele Fragen an das Leben hat.

Erik Prochnow

 

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