Phil Alexander ist Forschungsstipendiat der Britischen Akademie an der UniversitƤt Edinburgh, wo er auf musikalischer Basis historische schottisch-jĆ¼dische Interaktionen untersucht, die letztlich auch wichtige alternative ErzƤhlungen Ć¼ber das britisch-jĆ¼dische Leben dokumentieren, Aspekte einer dynamischen, aber schrumpfenden jĆ¼dischen Gemeinschaft in Schottland. DarĆ¼ber hinaus war er auch MitbegrĆ¼nder des 2003 ins Leben gerufenen Quintetts Moisheās Bagel, das seitdem bereits vier Alben verƶffentlichte, wobei Alexander selbst das Piano spielt. 2015 vertonte die Gruppe den 1930 entstandenen Stummfilm Salz in Swanetien (Š”Š¾Š»Ń Š”Š²Š°Š½ŠµŃŠøŠø), einen sowjetischen Propagandafilm, der die erfolgreiche Umsetzung des ersten FĆ¼nfjahresplanes der UdSSR bis in die entlegensten Ecken Georgiens dokumentieren sollte. Das vorliegende Buch ist im Prinzip eine Momentaufnahme von dreizehn Monaten, nƤmlich fĆ¼r den Zeitraum ab September 2013, in dem der Autor mit seiner Familie in Berlin lebte, in gleichen HƤlften zuerst in Friedrichshain, dann in Kreuzberg. Eine Zeit gefĆ¼llt mit Beobachtungen in allen Richtungen oder kritischer Kulturanalyse, die etwa zehn Jahre davor oder auch danach vollkommen anders ausfallen kƶnnte. Dabei bot sich zum einen insbesondere Klezmermusik an, weil Alexander ja nicht nur selbst in einer Band mitspielte, die āklezmerbeeinflusst, wenn auch weit entfernt vom āTraditionellenā war, zum anderen, weil sich eine Stadt wie Berlin nicht erst durch die Wiedervereinigung in eigentlich immerwƤhrender Aufbruchsstimmung befindet. Dem Autor gelang es, sich in einer verzauberten Welt zurechtzufinden, interviewte an die zwei Dutzend Musikschaffende. Eine umfangreiche Bibliografie sowie ein in anderen Verƶffentlichungen oft vermisster Namensindex machen dieses Werk zu einer interessanten LektĆ¼re.
Matti Goldschmidt
PHIL ALEXANDER:Ā Sounding Jewish in BerlinĀ : Klezmer Music and the Contemporary City. āĀ Oxford : Oxford Univ. Pr., 2021. ā 351 S.
ISBN 978-0-190064-43-3Ā ā 58,00 EUR
Bezug: oup.com
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