Teils Memoiren, teils Oral History, heißt es im Klappentext. Und Tamara Saviano hat einiges erlebt und daher auch einiges zu erzählen. Sie ist Musikproduzentin, Autorin und Regisseurin und war eine der treibenden Kräfte bei der Entwicklung des Americanagenre in den Neunzigerjahren. Und so ist dieses Buch prallvoll mit Namen, Geschichten und Anekdoten aus der Country- und Americanaszene. Leider ist die Fülle der Namen und Daten irgendwann ein bisschen erschlagend. Wenn man sich aber davon nicht abschrecken lässt, liefert einem das Buch eine ganz gute Einsicht in die Entwicklung des Genres. Nachdem in den Siebzigern die Outlaw-Szene die Countrymusik aufgemischt hatte und in Austin neben Nashville ein zweites Epizentrum entstanden war, war der kurze Frühling der Countrymusik spätestens Ende der Achtziger wieder vorbei. Das Countrybusiness blieb konservativ und rein kommerziell ausgerichtet. Musikschaffende wie Kris Kristofferson, Emmylou Harris, Steve Earle oder sogar Johnny Cash wurden durch vom Business aufgebaute „Hat Acts“ an den Rand gedrängt. Gleichzeitig entstand in den Neunzigern die Alternative-Country-Bewegung mit Künstlern wie Uncle Tupelo (später Wilco), Lucinda Williams oder Gillian Welch. Zudem grenzten sich an traditionellerer Musik orientierte Künstler wie Guy Clark oder Jim Lauderdale vom Countrybusiness ab. 1999 schließlich wurde die Americana Music Association gegründet. Mittendrin Tamara Saviano. Als Produzentin und Co-Produzentin von Alben wie Beautiful Dreamer – The Songs of Stephen Foster, This One’s For Him – A Tribute To Guy Clark, Looking Into You – A Tribute To Jackson Browne oder Kris Kristoffersons The Cedar Creek Sessions sowie als Regisseurin der Dokumentarfilme Without Getting Killed or Caught, I’m Comin’ Home – The Ballad of Robert Earl Keen und Country Music hat sie Meilensteine des Americana- und Countrygenres erschaffen. Ihre Lebensgeschichte Poets and Dreamers ist spannend und lohnend, hätte aber ein entschiedeneres, kürzend eingreifendes Lektorat nötig gehabt.

Thomas Waldherr