Als dieses Buch 1975 erstmals als The Electric Muse veröffentlicht wurde, galt es als Offenbarung. Erstmals wurde kompetent analysiert, wie Dylan, Fairport oder Steeleye Span mit ihren modernen Einflüssen die traditionelle anglophile Folkmusik aus dem Museum holten. Heute ist das Buch nur noch mit viel Glück im Antiquariat zu bekommen. Zeit also für eine Neuveröffentlichung plus Update. Drei der vier Autoren sind zwischenzeitlich verstorben, nur noch Robin Denselow ist übrig, und er ist auch der Richtige, wenn es um das sinnvolle Ergänzungskapitel geht. Was ist in den letzten fast fünfzig Jahren passiert? Zweifelsohne lebt, wenn nicht der Folkrock selbst, so aber doch der innovative Geist des Folkrocks weiter. Denselow konzentriert sich größtenteils auf England, abgesehen von einem ziemlich allgemeinen Rundumschlag von Schottland über Wales nach Irland. Er beginnt mit den alten Heroen, denn Fairport Convention ebenso wie Steeleye Span wirken ja immer noch. Nächster logischer und chronologischer Punkt ist der Punk der Pogues oder eines Billy Bragg oder der Oysterband, wobei letztere nur sehr bedingt in diese Schublade passen. Und weiter geht es mit Künstlern wie zum Beispiel Eliza Carthy, The Imagined Village, Bellowhead bis hin zu Sam Lee. Alles ganz gewiss keine Folkrocker im herkömmlichen Sinne des Wortes, aber alle eint der Vorsatz, nicht einfach Altes wiederzukäuen, sondern auf der Grundlage der Tradition Neues zu schaffen. Das neue und die alten Kapitel lesen sich spannend und informativ, es gibt auch noch eine gleichnamige CD, und die Anschaffung beider Medien kann nur empfohlen werden.
Mike Kamp
The Electric Muse Revisited : the story of Folk into Rock and beyond / Robert Shelton u. a. Updated with new chapters by Robin Denselow. – London [u.a.] : Omnibus Pr., 2021. – XVIII, 301 S. : mit Fotos
ISBN 978-1-913172-08-4 – 18,99 GBP
Bezug: omnibuspress.com
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