Die New York Times bezeichnete Barbara Dane einmal als „Folkloristin des Widerstands“. Ihre Autobiografie liest sich daher nicht nur als ein Stück Musikgeschichte mit großem Gewinn. Das Buch zeichnet auch ein Bild von Politik und Gesellschaft der USA von den Dreißigern bis heute. Als Barbara Jean Spillman 1927 geboren, wuchs Dane in den Jahren der Great Depression in Detroit auf. Schon als Kind erlebte sie Rassismus und Armut. Früh war ihr klar, dass „Sozialismus oder Kommunismus besser geeignet seien, die Welt zu organisieren, als Kapitalismus, dessen unbarmherzige Auswirkungen überall zu spüren waren“. Ihre Vorstellung, einmal Lehrerin zu sein, wurde in gewisser Weise wahr: Sie hatte eine Bühne nicht nur als Sängerin, sondern auch als Autorin, Radio- und Fernsehmoderatorin, Clubbesitzerin und Labelchefin. Seit den Fünfzigern gehörte Danes musikalische Liebe Jazz, Folk und Blues. Die dreifache Mutter trat neben Louis Armstrong im Fernsehen auf, sang ihren Lieblingssong „Solidarity Forever“ mit Pete Seeger zur Unterstützung streikender Bergarbeiter, 1966 verband sie ihre Musik mit Gospel und Protest auf einem Folkways-Album mit den Chambers Brothers, während des Freedom Summer trat sie in Kirchenkellern in Mississippi und mit Vietnamkriegsgegnern in Kaffeehäusern auf, 1968 tourte sie als erste USA-Künstlerin in Castros Kuba. Zwei Jahre später gründete sie mit ihrem dritten Mann Irwin Silber das politische Plattenlabel Paredon (siehe dazu eine anlässlich des fünfzigjährigen Jubiläums entstandene „digitale Ausstellung“ von Smithsonian Folkways). Ihrer strikt antikapitalistischen Haltung ist Barbara Dane bis heute treu geblieben. In diesem Jahr soll eine Filmdokumentation unter dem Titel The Nine Lives of Barbara Dane erscheinen.
Michael Kleff
Barbara Dane: This Bell Still Rings : My Life of Defiance and Song..
– Berkeley, CA : Heyday Books, 2022. – 473 S. : mit s/w-Fotos
ISBN 978-1-597-14581-7 – 35,00 USDR
Bezug: heydaybooks.com
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