Unter „Rockmusik“ mag man sich etwas anderes vorstellen, aber wer die beiden TradTöchter Vivian Zeller und Ursula Suchanek schon auf der Bühne erlebt hat, weiß, dass ihr bevorzugtes Beinkleid der Rock ist. Und wer ihre Anmoderationen und auch Texte kennt, weiß auch, dass sie sich gerne feministisch geben, wozu der Rock, wenngleich an sich unisex, als Symbol genutzt werden mag. Und sie beweisen, dass Frauen auch in vergangenen Jahrhunderten für ihre Rechte eintraten und den Männern gerne mal die lange Nase zeigten. Freche Lieder singen sie, die sie auf Geige und Quinton (fünfsaitige Geige mit tiefer C-Seite) nicht nur begleiten, sondern darauf auch zum Tanz aufspielen. Die Melodien und Texte stammen aus den letzten sechs Jahrhunderten und verbinden so Tradiertes und Wiederentdecktes mit modernem Deutschfolk und Bal Folk, wobei der Stil des Spiels sehr gut zu den Texten passt, eher widerborstig als einschmeichelnd, auf jeden Fall frech, fröhlich und eigenwillig wie Pudding zum Kompott. Diese Art von „Rockmusik“ gefällt dem Rezensenten, der ja auch selbst ein Fan des einröhrigen Beinkleides ist.
Michael A. Schmiedel
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