Eine liebevolle Hommage an ein Lied: (50 Jahre) Über den Wolken heißt ein rund 100 Seiten starkes Bändchen über eines der bekanntesten deutschsprachigen Lieder. Kann man über ein Lied ein Buch schreiben? Ja, kann man. Wenn man das Lied auf sich wirken lässt und einige Menschen, die besagtes Lied lieben, dafür gewinnen kann, ihre Ideen und ihrer Kreativität freien Lauf zu lassen. Thilo Komma-Pöllath und Oliver Wurm haben das getan, haben sich mit „Über den Wolken“ von 1974 Reinhard Meys wohl bekanntesten Song vorgenommen, um zusammen mit acht Mitarbeitenden einen Band über das Lied zu verfassen, über das es im Intro heißt: „Mehr als ein Lied, kollektives Gedächtnis, nationale Identität. Jeder kennt es, kann es singen.“ Da mag was dran sein, auch wenn man weniger wohlwollend hinzufügen könnte: Und mancher kann es nicht mehr hören. Aber das gehört wohl einfach dazu, wenn man ein echtes „Volkslied“ im wertneutralen Sinne geschaffen hat.

Doch was wird den Lesenden hier geboten? Zunächst einmal: jede Menge Fotos. Für die zeichnet in erster Linie Ever Hirsch verantwortlich, zumindest für die aktuellen rund um den JadeWeserAirport in Wilhelmshaven. Dort hatte Reinhard Mey 1972/73 als junger Flugschüler die Idee für den Song, der die Welt sicher nicht verändert, aber zumindest bereichert hat. Dazu gibt es sprichwörtlich tonnenweise Aufnahmen von früher und ganz früher, bei denen man dem Sammeldrang der Herausgeber auf jeden Fall Lob aussprechen muss – nicht zuletzt, weil sie die Fliegerkrawatte Reinhard Meys aus dem Jahr 1973 ausgegraben haben. Herzstück des Bandes ist allerdings, neben vielen Essays, kurzen Gesprächen oder zweiseitigen Beiträgen, ein Quasi-Interview in Versen – Reinhard Mey antwortet auf Fragen mit seinen Texten. Sicherlich, in den Mund gelegt, aber durchaus interessant zu lesen.

Wolfgang Weitzdörfer