Der 75-jährige Liedermacher aus der Extremadura, das Gros seines Lebens in Madrid ansässig, ist völlig zu Unrecht hierzulande kaum bekannt. Der geradezu ganzheitliche Poet – textlich wie musikalisch – der bereits in den Siebzigern im Pariser Olympia auftrat, verabschiedet sich allerdings mit diesem Album auch leider schon aus dem (offiziellen) Musikerdasein. „Schon“ ist gut angesichts von Guerreros gut fünfzig Bühnenjahren. Stilistisch und atmosphärisch, auch instrumental vielgestaltig sind die dreizehn Songs, in denen er zahlreiche, gerade auch jüngere Kollegen und Kolleginnen ans Gesangsmikro oder mit ihren Instrumenten (Sitar, Psalter u. v. a.) hinzubat. An mitwirkenden Künstlern und Künstlerinnen aus Rock und Pop wie Depedro oder Rozalén ist auszumachen, wie groß die Strahlkraft dieses stets offenherzigen, mit anderen – zum Beispiel afrikanischen – Musikkulturen in Austausch tretenden Visionärs bis heute ist. Weniger stark als vielmehr charismatisch ist seine Stimme, die auf diesem Album auch mal zum Sprechgesang wechselt. Er sei vielmehr ein singender Poet, so Fernando González Lucini, Musikkritiker und Autor eines Buches über spanische Cantautores. Gemäß des Albumtitels („Und wieder umarmten wir uns“) feiert der feinsinnige Barde fünfzig Minuten lang das zärtliche und auch entschleunigte Dasein.
Katrin Wilke
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