Die Lutherkirche in der Kölner Südstadt steht für Kultur und musikalische Vielfalt. Ein guter Ort, dachte sich der iranische Trommelvirtuose Behnam Samani, um dort ein Percussionfestival mit Workshops und Konzerten zu etablieren. Das findet in diesem Jahr vom 8. bis 10. September statt.
Text und Fotos: Bernd G. Schmitz
Events, die in Köln häufiger als zweimal stattfinden, gelten in der Domstadt schon als Traditionsveranstaltung. Folglich kann man das vierte Percussionfestival in der Kölner Lutherkirche dazu zählen – auch, wenn es im kommenden Herbst erst zum dritten und nicht zum vierten Mal über die Bühne gehen wird. Der Grund: Die 2020 ins Leben gerufene Veranstaltung wurde, der damaligen Coronasituation wegen, kurz vor Beginn abgesagt. Und weil man im Folgejahr ein weitgehend neues Programm erarbeitete, hieß das eigentlich erste dann „2. Kölner Percussion Festival“.
Behnam Samani hat das Festival erdacht. Der weit über Köln hinaus bekannte Meister traditioneller persischer Trommelkunst, der seit 1992 im Rheinland lebt, tourt normalerweise mit ebenso renommierten iranischen Musikern durch Europa und die USA. Zusammen mit seinem Bruder Reza bildet der 56-Jährige auch den Kern der von ihm gegründeten Trommelgruppe Zarbang, die ihr Publikum mit persisch-afghanischen Klängen begeistert. Samani hat Generationen von Schülern und Schülerinnen im Spiel der Instrumente Tombak und Daf unterrichtet. Die hölzerne Bechertrommel und die innen mit Metallringen versehene Rahmentrommel gehören zu den zentralen Rhythmusinstrumenten in der traditionellen Musik Irans.
Festivalinitiator Behnam Samani
Mit beiden Instrumenten kann man sich im Workshopteil des kommenden Festivals bekannt machen oder dort bereits Erlerntes vertiefen. Darüber hinaus werden Kurse mit Trommeln und Percussioninstrumenten aus benachbarten oder gänzlich anderen Kulturkreisen angeboten, zum Beispiel zu Daira, Tamburello, Cajon und Tabla. Ebenso international und vielfältig wie die Instrumente ist der Kreis der eingeladenen Lehrenden: Luca Rossi (Italien), Khayrullo Dadoboev (Tadschikistan), Kousic Sen (Indien) und Susanne Hanke (Deutschland) sind einige von diesen. Die beiden Samani-Brüder und Syavash Rastani, ebenfalls ein Kölner, sorgen mit ihren Workshops für den weiterhin iranisch geprägten Schwerpunkt, während Roland Peil mit seinem auf Pop, Jazz und Weltmusik abzielenden, „Smallpercussion“ genannten Angebot eine gänzlich neue Programmfarbe einbringt.
„Der gute Teamgeist aller Beteiligten ist schon jetzt spürbar.“
Peil und Rastani sind es dann auch, die die beiden zum Festival gehörenden Konzertabende am 8. September mit einer Begegnung afrokubanischer und persischer Rhythmen eröffnen werden. Im zweiten Teil des Abends trifft Reza Samanis Zarbang Ensemble auf das Trio des niederländischen Jazzpianisten Rembrandt Frerichs, der für seine Kooperationen mit nicht europäischen Musikschaffenden und sein Interesse an außereuropäischen Musikkulturen bekannt ist. Viel Beachtung fand zum Beispiel Frerichs 2019 mit Kayhan Kalhor aufgenommenes Album It’s Still Autmn. Kalhor, Meister der iranischen Stachelgeige Kamantsche, war 2021 ebenfalls Gast des Zarbang Ensembles beim Kölner Percussion Festival – zusammen mit dem Trompeter Markus Stockhausen.
Behnam Samanis Zarbang Ensemble mit Markus Stockhausen (Trompete) und Adrian Myher (Bass)
Den am 9. September folgenden Abend beginnt Behnam Samani mit der Musikerin Yalda Abbassi. Die 36-jährige Kurdin aus der nordostiranischen Provinz Khorasan spielt Dotar, die in dieser Region besonders verbreitete zweisaitige Langhalslaute. Samani wird Abassi auf Daf und Daira begleiten. Im weiteren Verlauf des Abends sollen dann diese und andere Rahmentrommeln im Mittelpunkt stehen: Luca Rossi – „der beste Tamburello-Spieler Italiens“, wie es im Festivalflyer heißt – trifft auf Khayrullo Dadoboev und dessen von der Musik Tadschikistans geprägte Trommelkunst. Reza Samani an der Daf ist der dritte der gemeinsam auftretenden Musiker. Der Tablaspieler Kousic Sen wird die Veranstaltung mit indischen Klängen beenden – zusammen mit der indisch-norwegischen Violinistin Harpreet Bansal, deren Geigenspiel von Folk, Jazz und europäischer Klassik beeinflusst ist.
Die drei Festivaltage weisen diesmal ein besonders dichtes Programm auf. Während es 2021 noch vierzehn Workshops waren, werden es 2023 über dreißig sein. Hinzu kommen die beiden Abende mit insgesamt fünf Konzertteilen. Wer plant und organisiert das eigentlich alles?
Die Antwort gibt Sonja Grupe vom Südstadt Leben e. V., dem kulturellen Förderverein der Lutherkirche. Sie ist für die Organisation aller Veranstaltungen in der Kirche zuständig. Dazu gehören neben Konzerten auch Open-Mic-Comedy-Shows, Mitmach-Tanzveranstaltungen, Podiumsgespräche und Lesungen. Grupe hat die Idee eines aus Workshops und Konzerten bestehenden Percussionfestivals mit Behnam Samani zusammen entwickelt. „Als Veranstalterin bin ich für die Organisation, Werbung und Finanzierung zuständig“, erklärt die Kulturmanagerin. Das Festival werde von der Stadt Köln und dem Land NRW gefördert. Ein Drittel müsse durch den Ticketverkauf erwirtschaftet werden. „Ich hoffe, dass dieser Anteil zukünftig größer wird – dann könnten wir auch noch bessere Honorare zahlen“, ergänzt sie.
Zarbang Ensemble mit v. l. Markus Stockhausen, Hakim Ludin, Reza Samani, Behnam Samani, Javid Afsari Rad, Adrian Myher
Behnam Samani ist optimistisch, dass das Percussionfestival weiter wachsen wird. Seine Vision: ein einwöchiges Festival mit noch mehr Workshops und Konzerten. Langfristig sieht er dafür eine realistische Chance. Hoffnungsvoll stimmt ihn, dass die Veranstaltung im vergangenen Jahr sogar Interessierte aus den Niederlanden, der Schweiz, Italien und Schweden anlockte. Am wichtigsten sei deshalb die Qualität der Unterrichtenden. „Nicht jeder großartige Instrumentalist ist automatisch ein guter Lehrer“, weiß Samani aus langjähriger Erfahrung. Im Hinblick auf die Workshops im September hat er ein besonders gutes Gefühl – nicht nur wegen der inhaltlich größeren Breite des Angebots, sondern auch wegen der ausgewogenen Mischung aus bewährten und neu hinzugekommenen Dozenten und einer Dozentin. Samani: „Der gute Teamgeist aller Beteiligten ist schon jetzt spürbar.“
www.bit.ly/percussionfestivalkoeln
4. Kölner Percussion Festival
8.-10.9.2023
Festivalpass: 250 Euro, Tagespass: 110 Euro (Workshops und Konzerte)
Workshops von 35 bis 95 Euro (1 Kurs bzw. 1 Tag)
Instrumente können nach Voranmeldung gegen einen geringen Beitrag ausgeliehen werden
Anmeldung: suedstadt.leben@koeln.de
Konzerttickets ohne Workshops: www.lutherkirche.ticket.io
Video:
Trailer zum 4. Kölner Percussion Festival, 2023: https://www.youtube.com/watch?v=cQRaWUgyQDY
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