Die Berliner Big Band Omniversal Earkestra begibt sich in Mali auf Spurensuche der Musik aus den 1970er-Jahren. Sie erforschen die Ursprünge der Songs, bestaunen altes Archivmaterial, holen die verlorenen Bläsersätze aus der Zeit vor dem Putsch 1968 aus der Versenkung hervor und musizieren mit den malischen Stars von damals.
Welchen Zauber diese Musik verströmt, wird gleich bei den ersten Takten bewusst, auch durch das perfekte Zusammenspiel zwischen hautnahem Bild und voluminösem Klang. Nach dem kurzen Ausschnitt einer gemeinsamen Probe der Berliner Musiker in Mali mit dem Sänger Abdoulaye Diabaté folgt der Film in einer Art Rückblende der Chronologie der Ereignisse. Und die beginnen 2019 im regennassen kalten Berlin und gewähren einen Blick auf die Band, die sich in ihrem Proberaum anhand alter Schallplatten in die Musik Malis vertieft. Beim Interpretieren fällt die Phrasierung auf, die häufig gleichzeitig als Zwölfachtel und Vierviertel gefühlt werden kann. Warum also nicht einfach einmal zu den Vorbildern reisen mit den Instrumenten im Gepäck und einem klaren Plan?
Nach der Akklimatisierung in Bamako folgt die Band dem Lauf des Niger-Flusses in Richtung Norden, um legendäre Musikschaffende aus Ségou, Mopti und Timbuktu zu treffen und mit ihnen aufzutreten. Den Höhepunkt ihrer Reise bildet die Rückkehr nach Bamako in Begleitung dieser Künstler, zwecks gemeinsamer Aufnahmen im ehemaligen, nun neu eingerichteten Moffou-Studio Salif Keitas. Das daraus entstandene Album ist eine Hommage an eine besondere Periode in der reichen Musikgeschichte Malis.
Mit finanzieller Unterstützung des TURN-Kulturfonds verbrachte die Big Band fünf Wochen auf Tournee in dem westafrikanischen Land. Dort arbeiteten sie mit legendären Künstlern wie Cheick Tidiane Seck, Sory Bamba, der am 23. Juli 2022 verstarb, Abdoulaye Diabaté und Salif Keita. Auf ihrer Reise durch das Land hatten sie auch die Gelegenheit, mit mehreren Bandmitgliedern von Le Mystère Jazz de Tombouctou, L’Orchestre Kanaga de Mopti, Super Bitons de Ségou und der Rail Band aus Bamako zusammenzukommen.
Der stimmungsvolle Dokumentarfilm bietet einen seltenen und teilweise humorvollen Einblick in die sich entwickelnden Arbeitsbeziehungen zwischen Musikschaffenden verschiedener Kontinente und Kulturen. Die Aufnahmen im Proberaum, auf der Bühne und im Studio fangen Schlüsselmomente ein, die schließlich zur Produktion eines wahrhaft gemeinschaftlichen Albums führten. Der Film von Markus C. M. Schmidt startete am 17. August in deutschen Kinos.
Christoph Schumacher
Markus C. M. Schmidt
Le Mali 70
(Film Five/Real Fiction; Kinostart: 17.8.2023)
Deutschland, 2022; 92:00
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