Sechs Jahre nach dem letzten, See The Woman, endlich wieder ein neues Album von Mari Boine. Und endlich kehrt sie – nach ihrem wenig überzeugenden Abstecher in die englische Sprache – zum Samischen zurück. Zu der sehr ruhigen, melodiösen Pianobegleitung Bugge Wesseltofts gibt es keinen Joik, der Zorn der frühen Alben, wo sie den „hohen Herren“ in Oslo gehörig die Meinung sagte, ist verflogen – und doch ist das alles hier unverkennbar Mari Boine. Die Wut darüber, wie ihr Volk behandelt wird, dazu der Zorn der Frauen, das alles spiegelt sich in den Texten wider. Zu den meisten hat Mari Boine die Melodie komponiert, manchmal zusammen mit Wesseltoft, viele Lieder stammen von samischen Dichterinnen. Ein Höhepunkt des Albums aber ist zweifellos ein Wiederhören mit einem Text von Nils-Aslak Valkepää (1943.2001), dem großen Erneuerer samischer Kunst und Politik (und Fachmann, dem wir die Auskunft verdanken, dass Joik als überaus individuelle Kunstform nicht mit einem einzigen grammatischen Geschlecht versehen werden darf!). Die beigelegten samischen Texte ermöglichen das Mitlesen und Einhören in diese klangvolle Sprache, und die Melodien laden oft zum Mitsummen ein.
Gabriele Haefs
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