Geige und Pop – diese Kombination ist meist nur in Form von mehr oder weniger seichten Streichern im Hintergrund des einen oder anderen Songs zu vernehmen. Dass die Geige indes die dominante Rolle übernimmt, dass auf diese Weise ein ganz eigenes Genre entsteht, dass das viersaitige Instrument zum Star wird – das hat die Popwelt der jungen Musikerin Lindsey Stirling zu verdanken. Seit 2012 hat die Enddreißigerin bereits sechs Alben veröffentlicht, auf der sie ihre eigene Vision von Violinenpop zelebriert hat. Und damit nicht schlecht gefahren ist, gerade die ersten drei Alben Lindsey Stirling (2012), Shatter Me (2014) und Brave Enough (2016) haben sich wie geschnitten Brot verkauft. Nun legt sie mit Duality ihr siebtes Album vor, eine selbst so bezeichnete „visionäre Meditation über innere Weisheit, persönliche Stärke und die sich ständig verändernde Natur der Identität“. Die Dualität hat Lindsey Stirling zum Konzept erhoben. Denn das Album ist zweigeteilt, wie es früher bei Kassetten oder Schallplatten ganz natürlich vorgegeben war. Die ersten sechs Songs sind tendenziell eher düster und bombastisch, während es auf der zweiten Seite heller, lichter, positiver wird. Und bei aller musikalischen Virtuosität und Komplexität, was für ein reines Popalbum alleine schon besonders ist, gehen die Beats doch richtig in die Beine, und immer wieder überraschen Grooves, die vielleicht so nicht zu erwarten waren. Großartig!

Wolfgang Weitzdörfer