Musikwelten NRW

Landesmusikrat macht Musikschaffende im Netz sichtbar

1. Oktober 2025

Lesezeit: 4 Minute(n)

Internetplattformen, auf denen sich Musikschaffende präsentieren und ihre Konzerttermine veröffentlichen können, gibt es inzwischen einige – genreübergreifend oder nur für spezielle Sparten. Eine besonders interessante und vielseitige ist „Musikwelten NRW“ des nordrhein-westfälischen Landesmusikrats (LMR).

Text: Bernd G. Schmitz

Eine „Online-Plattform für diverse Musik und Musiker:innen in NRW“ soll sie sein, verbunden mit dem Ziel, die Akteurinnen und Akteure in der Musikszene zu vernetzen – mit leicht zu erstellenden Profilen, einer benutzerfreundlichen Datenbank, einem Newsletter und ergänzendem Blog. So beschreiben die Verantwortlichen das Projekt auf ihrer Seite. Das Anforderungsprofil entspricht also dem bei einem solchen Vorhaben Erwartbaren.

Was Musikwelten NRW allerdings zu einer besonderen Seite macht, ist die breite Palette derer, die sich dort präsentieren. Dass sich diese Mischung nicht zufällig ergeben hat, erklärt Initiatorin Rose Campion, die zuvor im Rahmen eines Projekts zum Thema „Kulturelle und inklusive Vielfalt in der Musik“ forschte: „Mir fiel auf, dass Menschen mit sogenanntem Migrationshintergrund, People of Color, queere Menschen und Menschen mit Behinderungen aus verschiedensten Gründen Schwierigkeiten hatten, als Künstlerinnen und Künstler in der Musikszene Nordrhein-Westfalens Fuß zu fassen. Hinzu kam die mangelnde Sichtbarkeit dieser Gruppen in kulturpolitischen Organisationen.“

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Die aus Kalifornien stammende Musikethnologin kam 2020 als Bundeskanzlerstipendiatin der Alexander-von-Humboldt-Stiftung nach Deutschland. Mit dem Stipendium sollen zukünftige Führungskräfte aus Brasilien, China, Indien, Südafrika und den USA (bis 2021/2022 auch aus Russland) die Gelegenheit erhalten, ein Projekt zu realisieren, „das ihrer Karriereentwicklung dient, gesellschaftlich relevant ist und eine nachhaltige öffentliche Wirkung entfaltet“.

Das passt, dachte sich Campion und stieß mit ihren Ideen beim Landesmusikrat NRW auf offene Ohren. Robert von Zahn, Generalsekretär des LMR, erinnert sich und betont: „Bei Musikwelten NRW geht es um weit mehr als nur musikalische Vernetzung.“ Es gehe auch um das Erschließen „neuer kreativer Räume“.

„Bei Musikwelten NRW geht es um das Erschließen neuer kreativer Räume.“

Aufs Gleis gesetzt hat Campion das Projekt dann zusammen mit Sandra Hoch, die beim Landesmusikrat für die Partnerinitiative „Interkulturelle Öffnung als Erfolgsfaktor – NRW stärkt Vielfalt“ verantwortlich ist. Seit dem 23. Juni 2021 steht das Ergebnis online.

Wer die Startseite von Musikkulturen NRW besucht, wird dort in gleich vier Sprachen begrüßt: auf Deutsch, Türkisch, Arabisch und Englisch. Obwohl diese und die Unterseiten ansonsten durchgängig deutsche Texte enthalten, wirkt das einladend. Unter einem Hinweis auf den aktuellen „Musikwelten NRW Podcast“ der Journalistin Tuba Tunçak – die Reihe ist ein echter Mehrwert für alle, die das Portal besuchen – findet sich der Veranstaltungskalender.

Klickt man im Seitenmenü „Marktplatz“ an, gelangt man – neben einer Liste von Veranstaltungsorten und einer weiteren Rubrik – zu den Profilen von 137 Musikacts: solistisch tätige, Bands und Chöre, sehr etablierte, bereits bekannte oder noch am Anfang ihrer Karriere stehende. Deren Musik ist so vielfältig wie ihre Herkunft. Es überwiegen Künstlerinnen und Künstler, die genreübergreifend arbeiten oder an der Schnittstelle unterschiedlicher Musikkulturen verortet sind. Nicht alle nutzen aber die Möglichkeiten des Portals und stellen sich als Person und den Kern ihres Schaffens in ihren Profilen aussagekräftig vor. Das ist schade und widerspricht ganz sicher der Intention eines solchen Angebots.

Einige haben offenbar auch die Absicht hinter der Rubrik „Offene Projekte“ nicht verstanden. Tatsächlich lassen sich nicht alle 59 Einträge unter dieser Überschrift so sinnvoll einordnen wie beispielsweise die offenen Angebote zum Mitsingen oder zeitlich begrenzte Musikprojekte, die allen offenstehen. Rund ein Drittel der Einträge sind Klone von der Unterseite mit den Profilen der Musikschaffenden, meist ergänzt um einen knappen Hinweis auf die eigene Unterrichtstätigkeit. Im Hinblick auf die Nutzungsfreundlichkeit wäre es besser, man würde das Angebot im Titel nennen und nicht den eigenen Namen.

Während es also aus Benutzungssicht noch Wünsche an einen Teil der bei Musikwelten NRW Aufgelisteten gibt, ist der Nutzen des Portals für die Sichtbarkeit der in Nordrhein-Westfalen musikalisch Aktiven offensichtlich. Einigen ersetzt das angelegte Profil die eigene Website. Und Rose Campion berichtet gern davon, wie Veranstaltende einer Kammermusikreihe im Portal eine Sängerin für eines ihrer Konzerte fanden.

Ob Musikwelten NRW eine Erfolgsgeschichte bleibt, hängt auch von der weiteren Finanzierung ab. Schließlich kosten nicht nur die Entwicklung und technische Umsetzung Geld, sondern auch das Hosting und die redaktionelle Betreuung. „Unser Hauptförderer, das Ministerium für Kultur und Wissenschaft NRW, bewilligt unsere Förderung jährig, zuweilen auch zweijährig. Insofern steht alles unter Vorbehalt“, sagt Robert von Zahn. Es bleibt dem Landesmusikrat, den am Portal Mitarbeitenden und denen, die von deren Arbeit profitieren, zu wünschen, dass Musikwelten NRW dauerhaft online bleibt. Rose Campion, die vielbeschäftige Musikethnologin, ist bereit, ihren Teil dazu beizutragen. Sie leitet ihr Herzensprojekt auch weiterhin – ehrenamtlich.

www.musikwelten-nrw.de

www.lmr-nrw.de

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Foto: Screenshot

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