Wieder ist einer der Beharrlichen und Unermüdlichen gegangen nach fast fünfzig Jahren auf Bühnen aller Art: Dieter Vatter, mit dem ich in den Siebzigern bis in die Neunziger in vier verschiedenen Formationen spielte. Das waren die Bands Bewegung 1. April, Schrott & Spott – erst als Duo und später als Trio mit unzähligen Bühnen- und Clubauftritten, Kneipen- und Straßenmusik in der Schweiz, Frankreich und Deutschland sowie zwei Alben bei Trikont. 1986 entstand die Festivalband Los Becquerellos, und unsere Tanzkapelle Abottlesodawaterplease war besonders gern und häufig auf Hochzeiten der unkonventionellen Art gebucht.
Dieter sang, spielte Geige und Gitarre und tourte mit Wunder, Wahn und Wirklichkeit durch die BRD, war Sänger und Gitarrist bei der Folkrock Band Ravenheart, spielte in der Coverband Burnt Eve Band oder zog als rein regionales Projekt mit Harte Arbeit, karger Lohn durch die Lande. 2022 besann er sich auf seine Wurzeln, startete ein Soloprojekt und nannte sich bescheiden „Liedermacher“. Seine Themen waren politisch mit Standpunkt und Aussage – keine Unterhaltung für ein großes Publikum, aber ein gern geladener Gast bei vielen politisch engagierten Anlässen in der Region Nürnberg und Franken.
Der Start lief gut, dann zwang ihn eine Immunerkrankung zu einer Pause, in der er sich einer langwierigen Stammzellenbehandlung unterziehen musste, die er aber leider, gerade mal siebzig, nicht überlebte. Seine markant-raue Stimme, die kraftvoll-eindringlich auch unbequeme und brisante Themen besang, wird hier in der Region fehlen. Seinem streitbaren Geist hätten wir gern noch einen längeren Aufenthalt in der Szene gewünscht. Sowohl ich als auch eine ganze Reihe verschiedener Bandmitglieder bedanken sich hier für bewegte Zeiten und die Zusammenarbeit mit Dieter Vatter.
Rainer „Guinn“ Wenzel
Foto: Mattis Paul Ackner

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