Die brasilianische Sängerin und Tochter von Gilberto Gil aus dritter Ehe ist am 20. Juli an den Folgen einer Darmkrebserkrankung verstorben. In letzter Zeit wurde auch der europäischen Öffentlichkeit gewahr, wie viele große musikalische Talente unter Gils Nachkommen zu finden sind. Preta Gil hatte aber die Protektion ihres Vaters schon lange nicht mehr nötig und war seit zwanzig Jahren ein Musikstar.
Sie setzte dessen musikalische Tradition mit den zeitgemäßen Pop- und Dance-Einflüssen fort, die diesen nicht mehr zu interessieren schienen. Sie war damit erfolgreich und vor allem mutig. Auf ihrem Debütalbum Prêt-à-Porter posierte sie 2003 trotz Tendenz zum Vollschlanken nackt und löste damit Debatten über gesellschaftlichen Konservatismus aus. Eine ihrer letzten Aufnahmen war ein Duett mit der Gesangskollegin ihres Vaters, Gal Costa, die genau dreißig Jahre zuvor ebenfalls nur leicht bekleidet mit einem Bikinicover Entrüstung hervorgerufen hatte.
2007 schaffte Preta Gil es, mit ihren Liveshows zur Heldin der LGBTQ-Community zu werden. Doch hinterließ sie auch in anderer Hinsicht ähnlich bedeutende Spuren wie ihr Vater. 2006 gründete sie den Karnevalsblock Bloco da Preta, der Mitte der Zehnerjahre zu einem der größten Blocos in Rio de Janeiro werden sollte. Neben ihrer musikalischen Karriere widmete sich Gil der Schauspielerei und dem Fernsehen, hatte Rollen in mehreren Seifenopern und war Mitgestalterin und Talkmasterin der Show Caixa Preta (2004), die sich mit Themen wie Rasse und Geschlecht befasste.
Hans-Jürgen Lenhart
Foto: Music2mynd Digital, Wikimedia CC BY-SA 2.0

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