War er Hermann Hesses Morgenlandfahrer in moderner Gestalt? Roman Bunka hat den Orient zu seiner zweiten Heimat gemacht. Nahezu jährlich verbrachte der Münchner ein paar Wochen in Kairo, wo er zu einem gefragten Studio- und Sessionmusiker avancierte. Seine Kenntnisse der arabischen Musik machten Bunka auch im Westen zu einem gesuchten Instrumentalisten, egal ob sich die Ethnopopgruppe Dissidenten seiner Dienste versicherte, er den berühmten ägyptischen Violinvirtuosen Abdo Dagir begleitete oder er Konzerte mit dem irakischen Ensemble Sidare bestritt.
Bunkas musikalische Karriere begann in den späten Sechzigerjahren bei der Rockgruppe Missus Beastly. 1971 wechselte der Gitarrist zur Jazzrockformation Embryo nach München, die sich mehr und mehr in Richtung Weltmusik entwickelte. Sein erstes orientalisches Instrument war die türkische Langhalslaute Saz, die Bunka mit einem Tonabnehmer elektrisch spielte. Dann erstand er auf einer Reise nach Indien eine Veena. Die erste Oud erwarb er in Istanbul.
Um sich in die Klänge des Orients zu vertiefen, begab sich Bunka mit Embryo 1978 auf eine neunmonatige Reise nach Indien, um allerorten mit einheimischen Musikern zu musizieren. In Pakistan traten Embryo sogar als Zirkusband auf. Nach der Indienreise reiste er nun häufiger nach Ägypten, um intensiv die Laute Oud zu studieren. Der Filmemacher Fritz Baumann drehte darüber den Film Al Oud – das Holz. In Kairo lernte Bunka den ägyptischen Popstar Mohamed Mounir kennen, der ihn sofort in seine Band holte.
Den Brückenschlag zwischen West und Ost praktizierte er später auch im Ensemble Orientacion, das Tango mit orientalischem Flair spielte. Ende 2021 noch für Konzerte mit dem Goethe-Institut in Asien unterwegs, starb Roman Bunka 71-jährig am 12. Juni 2022 in München an Leberkrebs.
Christoph Wagner
0 Kommentare