Der Kölner Musiker Vassilios – genannt „Nick“ – Nikitakis, ist nach kurzer Krankheit in seinem Geburtsort Thessaloniki gestorben. Er kam 1960 mit seinen Eltern nach Köln und erarbeitete sich in der lokalen Musikszene schnell einen Namen. Nikitakis galt als begnadeter Saitenvirtuose, ob als Bouzoukispieler oder Gitarrist. 1992 gehörte er – als prägende Persönlichkeit der Kölner Musikszene – zu den entscheidenden Inititiierenden des zivilgesellschaftlichen Bündnisses Arsch huh, Zäng ussenander! gegen Rassismus und Rechtsextremismus. Bei der Kundgebung am 9. November 1992 auf dem Chlodwigplatz in Köln vor geschätzt einhunderttausend Menschen wurde der gleichnamige Mottosong des Vereins „Arsch huh, Zäng ussenander!“ (zu Hochdeutsch „Aufstehen und den Mund aufmachen!“) uraufgeführt. Den Text hatte Wolfgang Niedecken, die Musik Nick Nikitakis geschrieben.
Das Gründungsmitglied der Künstlerinitiative mit der unmissverständlichen Botschaft engagierte sich in den Folgejahren bei Flüchtlingsprojekten und in Schulen für kulturelle Vielfalt, Integration und die Rechte von Minderheiten. 2021 wurde Nikitakis dafür mit dem Verdienstorden des Landes Nordrhein-Westfalen ausgezeichnet.
Für Köln und die Musikwelt war er noch viel mehr als ein politisch engagierter Mitstreiter, war er doch auch ein Künstler mit enormer musikalischer Bandbreite. Als Mitglied diverser Bands spielte er sogenannten Krautrock und Blues, begleitete als gefragter Gitarrist Popstars auf großen Tourneebühnen und in Aufnahmestudios, kooperierte als gerne gesehener Gastmusiker unter anderem mit der Kölner Mundartgruppe Bläck Fööss, die ihn für Stücke mit Bouzouki auf die Bühne holte. Er war der kölsche Grieche, brachte in seinen Songs die griechischen Wurzeln des Rembetiko und den amerikanischen Blues zusammen und schrieb seine Texte auf Griechisch, Englisch und Kölsch.
Im Alter von 58 Jahren erlitt er zu Hause in Köln-Neuehrenfeld einen Schlaganfall und lag drei Wochen im Koma. Das Gitarrespielen war nicht mehr möglich und bis zuletzt war Nick Nikitakis auf einen Rollstuhl angewiesen. Dennoch war er an der Seite seiner Weggefährten immer wieder Gast bei Veranstaltungen von Arsch huh. Er hinterlässt seine Frau und zwei Töchter.
Christoph Schumacher
Foto: GMO – The Label

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