10 Jahre ZPKM – 110 Jahre Volksliedarchiv

Erforschung populärer Musik in Freiburg

26. Juli 2024

Lesezeit: 2 Minute(n)

Das Zentrum für Populäre Kultur und Musik (ZPKM) der Universität Freiburg feiert seinen zehnten Geburtstag. Wie wird Gesellschaft musikalisch repräsentiert? Welches Verhältnis zu Sexualität kann man aus populärer Musik ablesen? Wie werden Geschlechterrollen definiert und wie grenzen sich soziale Milieus voneinander ab? Fragen wie diesen widmet sich die Forschung des Zentrums seit 2014.

Hervorgegangen ist die Institution aus dem von John Meier bereits 1914 gegründeten Deutschen Volksliedarchiv, das sich die wissenschaftliche Dokumentation des deutschsprachigen Liedrepertoires zum Ziel gesetzt hatte. Während die reine Unterhaltungsmusik zunächst kaum berücksichtigt wurde, orientierte sich das Volksliedarchiv in den Siebzigerjahren um und legte seinen Schwerpunkt auf die Erforschung des Liedrepertoires in allen Facetten. Ab diesem Zeitpunkt wurden beispielsweise auch Variantenbildungen zu Schlagern oder auch die Bedeutung des Singens im sozialen Umfeld in die Forschungen einbezogen.

Michael Fischer vom ZPKM in Freiburg

Foto: P. Seeger, T. Kunz - Universität Freiburg

Die Umbenennung und Erweiterung dieser einzigartigen Forschungseinrichtung zum ZPKM vor zehn Jahren wurde in der Folkszene nicht unkritisch betrachtet (siehe unter anderem den Artikel von Tom Daun in folker 6/2014 . Der Name des Zentrums für Populäre Kultur und Musik wurde als zu schwammig wahrgenommen, zudem erweckte er bei vielen den Eindruck, Volksliedforschung hätte in Politik und Verwaltung offenbar einen deutlich geringeren Stellenwert als die anderer Musikgenres.

In einer Pressemitteilung des ZPKM zum zehnjährigen Jubiläum wird heute betont, dass die Traditionen des Deutschen Volksliedarchivs nach wie vor fortgeführt werden. „Es ging bei der Gründung des Zentrums nicht darum, ein musikalisches Genre durch ein anderes zu ersetzen, sondern den Forschungsgegenstand zu weiten“, erläutert der amtierende Geschäftsführende Direktor Michael Fischer.

Dies ist offensichtlich gelungen. Heute gehört das Deutsche Volksliedarchiv als nach wie vor weltweit singuläre Sammlung ebenso zum ZPKM wie das Deutsche Musicalarchiv, das Archiv für Popmusikkulturen und zahlreiche Aufnahme- und Wiedergabegeräte aus den vergangenen einhundert Jahren. Die Sammlungen des Zentrums und die historischen Bestände seiner Bibliothek stehen unter staatlichem Denkmalschutz – ein Alleinstellungsmerkmal im Bereich der universitären Sammlungen.

Und der Ärger innerhalb der Folkszene über die damalige Vorgehensweise dürfte ebenfalls weitgehend verraucht sein – Künstler und Künstlerinnen aus dem Bereich nutzen das Zentrum nach wie vor für ihre Liedrecherchen. Beschwichtigend wirkte möglicherweise auch ein Sammlungsaufruf des ZPKM 2017, mit dem private Sammlungen und Nachlässe vom politischen und sozialkritischen Lied bis zum Schlager gesucht wurden (siehe auch folker 2/2017.

Neben der Forschung hat das Zentrum auch in der Lehre der Universität Freiburg einen wichtigen Platz. Das ZPKM kooperiert mit den Fächern Medienkulturwissenschaft, Empirische Kulturwissenschaft und Musikwissenschaft sowie mit der Freiburger Hochschule für Musik, mit der die Universität das gemeinsame Forschungs- und Lehrzentrum Musik betreibt. Die Studierenden, die aus einer kultur- und medienwissenschaftlichen Perspektive unterrichtet werden, können somit von der Vernetzung aller musikbezogenen Institute in Freiburg profitieren. Außerdem pflegt das Zentrum mit dem Historisch-kritischen Liederlexikon, dem Songlexikon und dem Musicallexikon drei Online-Lexika, die sich ausdrücklich auch an interessierte Bürgerinnen und Bürger richten, und veranstaltet regelmäßig Tagungen zu aktuellen Themen der Popkultur.

Weitere Informationen zum ZPKM gibt es unter www.zpkm.uni-freiburg.de.

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