Im Oktober besuchte eine samische Gruppe das norwegische Parlament, und statt nach dem Besuch brav wieder zu verschwinden, setzten sie sich in die Wandelhalle und begannen zu joiken. Sie joikten bis zum späten Abend, um auf ihr Anliegen aufmerksam zu machen, dann verstummten sie und gingen.
Das Anliegen, das auch in deutschen Medien Aufmerksamkeit erregte: Die norwegische Regierung hatte Lizenzen zum Aufstellen von Windrädern und zur Stromerzeugung in einer Gegend gegeben, über die der norwegische Staat keinerlei Verfügungsrecht hat – das besagen internationale Abkommen zum Schutz von Urbevölkerungen sowie norwegische Gesetze. Bisher hat sich die norwegische Regierung zu einer Entschuldigung durchgerungen und erklärt, man werde über Entschädigung verhandeln. Die Sami wollen aber keine Entschädigung, sie wollen ihr Land behalten und wieder ihre traditionelle Rentierwirtschaft betreiben können. Die Regierung ist leider immer viel zu beschäftigt, um sich mit der Sache zu befassen. Deshalb die Joikaktion.
Der Vorsitzende des parlamentarischen Justizausschusses, der rechtsextreme Politiker Per-Willy Amundsen, möchte die Störenfriede nun verklagen. Missachtung des Parlaments sowie Gefährdung der Abgeordneten (durch Joik!) stehen auf seiner Klageliste. Wo er schon mal dabei ist, möchte er auch die Regeln für den Besuch des Parlaments einschränken und den Parlamentskollegen Geir Jørgensen von der linken Partei Rødt ebenfalls vor den Kadi zerren, da der die joikende Bande eingeladen habe und demnach die Verantwortung für das Verhalten seiner Gäste trage. Jørgensen erklärt, die Sami durchaus nicht eingeladen zu haben. Sie wollten die für alle offene Fragestunde des Parlaments besuchen, und danach sei er mit ihnen ins Gespräch bekommen. Der Ex-Justizminister Amundsen glaubt kein Wort und besteht weiter auf gerichtlicher Verfolgung, dazu braucht er aber die Unterstützung einer gewissen Anzahl andere Abgeordneter. Ob er die bekommt, ist noch nicht klar. Es wäre das erste Mal seit 150 Jahren, dass in Norwegen jemand wegen Joiken vor Gericht gestellt wird. Es bleibt also spannend und wir werden die Sache weiter verfolgen.
Fotos:
Links: Per-Willy_Amundsen_Bård Gudim, FrPMedia, Wikipedia, CC BY 3.0 Deed
Rechts: Geir Jørgensen_Ihne Pedersen, Rødt, Wikipedia, CC BY 2.0 Deed
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