Workshopübersicht
Teil 1: Einleitung
Teil 2: Begleitung in Terzen und Sexten (Lied: „Es geht eine dunkle Wolk’ herein“)
Teil 3: Fill ins (Lied: „Ikh hob dikh tsu fil lib“)
Teil 4: Rhythmuspattern und Umkehrungen (Tangolied)
Ich freue mich nach „Balkanspiel auf dem Akkordeon“ (siehe www.akkordeon.online/thema/serien/balkanspiel) nun einen zweiten Workshop zu einem Thema zu machen, das mich selbst ständig betrifft und für das es bislang, soweit ich weiß, wenig bis gar keine Infos und Tipps gibt. Man denke nur an die legendären Gitarrenbücher von Peter Bursch mit Hinweisen zu Picking und Anschlagtechniken. Etwas vergleichbares für das Akkordeon fehlt.
Dabei finden wir singende Akkordeonistinnen und Akkordeonisten oder Akkordeon spielende Sängerinnen und Sänger besonders in folkloristischen und traditionellen Musikstilen wieder, zum Beispiel bei Shantys, im französischen Chanson oder in der traditionellen Musik der Roma. Auch im Pop kommt es hin und wieder vor, dass, wer singt, sich mit dem Akkordeon selbst begleitet.
Im Akkordeonunterricht kommen immer wieder singbegeisterte Schülerinnen und Schüler zu mir – meist mit einem Blatt, auf dem Text und Akkordsymbole und manchmal auch eine ausnotierte Melodie stehen. Sie fragen mich: „Und wie soll ich das jetzt spielen? Wie kann ich mich begleiten?“
Genau das wollen wir in diesem Workshop klären.
Grundlegende Gedanken 1: Welche Rolle spielt mein Akkordeon?
Als Soloperformer:in bist Du mit dem Akkordeon eine kleine Band. Du kannst links Bässe spielen (und Akkorde), kannst in der rechten Hand Melodie oder Begleitung spielen und dabei noch die Hauptstimme singen.
Achte dabei darauf, dass Du Dich nicht selbst überforderst. Wenn Du singst, ist es ratsam die Begleitung etwas zu vereinfachen, sodass sie „automatisch“ abläuft und Du genügend „Kapazität“ hast, Dich der Interpretation und dem Text des Liedes zu widmen. Dies ist eine ständige Gratwanderung und hängt auch von Deinen Fertigkeiten ab. Mit etwas Übung wird es immer einfacher, komplexere Stimmen zu spielen und dabei zu singen und auch noch Kontakt mit dem Publikum aufzubauen. Du solltest dabei auf der Diskantseite ein Register wählen, das Deine Stimme eher kontrastiert als kopiert. Ist die Gesangsmelodie eher hoch, probiere ein tieferes Register aus und umgekehrt. Mache Aufnahmen und höre Dir an, was Dir am besten gefällt.
Spielst Du in einer Gruppe oder Band, ist es wichtig zu wissen, welche Rolle Dein Instrument dort übernehmen soll? Je nachdem, mit wem ich spiele, definiere ich die Funktion meines Akkordeons stets neu: Ist ein Bass dabei, kann ich mich darauf konzentrieren, die Akkorde mit der rechten Hand zu spielen, und lasse die linke Seite vielleicht mal weg. Sind begleitende Instrumente wie Gitarre oder Ukulele dabei, aber keine Melodieinstrumente, spiele ich in der rechten Hand kleine „Einwürfe“ oder „Kommentare“, statt die rhythmische Begleitung durchzuspielen. Die Vielseitigkeit des Akkordeons ermöglicht es, diese verschiedene Rollen einzunehmen, was letztlich dazu führen kann, meine Begleitung insgesamt zu vereinfachen.
Grundlegende Gedanken 2: Welchen Charakter hat das Lied? Welche Stilistik liegt vor?
Was möchtest Du singen? Ist es ein Tanzlied oder eine Ballade? Beschwingt oder getragen? Im Shuffle-, Walzer- oder Polkarhythmus? Im besten Fall kennst Du das Stück. Wenn nicht, solltest Du Dir einige Aufnahmen dazu anhören. Noten geben oft nur bestimmte Informationen preis. Durch das Hören eines Liedes erfährst du viel mehr. Außerdem kann es spannend sein, verschiedene Versionen eines Stückes zu hören. In den nächsten Workshopteilen werden wir anhand konkreter Lieder einige genrespezifische Begleitpatterns kennenlernen und ausprobieren.
Zum Abschluss:
Um das Lernen der Akkorde in der rechten Hand (Grundstellung und Umkehrungen) kommst Du nicht herum. Sie bilden die Grundlage und sind der Schlüssel zu mehr Variation Deiner Begleitung. Aber keine Sorge! Wie Du mit einfachen Mitteln in der rechten Hand eine Begleitung zaubern kannst, zeige ich Dir im nächsten Teil.
Zum zweiten Modul des Akkordeon-Workshops von Ramona geht es hier.
Zum folker.world-Artikel über die Musikerin geht es hier.
© Ramona Kozma






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