Gangar

Tanzen trotz Covid

17. September 2023

Lesezeit: 3 Minute(n)

Aus Oslo in Norwegen stammen Gangar, ein Folk-Metal-Jazz-Quintett, das mitten während der Coronapandemie von Fiddlespieler Mattias Thedens gegründet wurde. Die Musik ist mitreißend, eingängig und macht einfach nur Freude.
Text: Wolfgang Weitzdörfer

Es kommt eher selten vor, dass man im Guten sagen kann: Das haben wir Corona zu verdanken! Und wenn man ganz ehrlich ist, dann ist das auch nur die halbe Wahrheit. Aber die musikalische Welt wäre ohne den energischen Folkrock Gangars aus der norwegischen Hauptstadt Oslo deutlich ärmer. „Wir haben uns 2020 gegründet, mitten während der Coronapandemie“, sagt Bandleader Mattias Thedens, der für die Fiddleklänge im enorm abwechslungsreichen Gesamtsound der fünfköpfigen Formation zuständig ist. „Ich spiele drei unterschiedliche Fiddles – die Hardangerfiedel, eine ganz normale und eine Bastard Fiddle“, sagt er. Letztere heiße so, weil sie eine Kombination aus der normalen und der Hardangerfiedel sei. Unterstützt wird er von Oskar Lindberget (Alt- und Baritonsaxofon), Richard Max (E-Gitarre), Jonas Thrana Jensen (Bass) und Henrik Dullum (Schlagzeug).

Dass die Band seit der Gründung schon in sieben Ländern über dreißigmal auf der Bühne stand, ist nicht nur angesichts der Einschränkungen durch Covid-19 bemerkenswert. Denn eigentlich hat Thedens nur „aus Spaß an der Freud“ mit ein paar Freunden von der Norwegian Academy of Music und der Waldorf High School in Oslo Folkrock machen wollen. „Mich hat die schwedische Band Hoven Droven dazu inspiriert, und dann haben mich meine Freunde mit ihrem Ehrgeiz und ihrem Arbeitseifer vollkommen überrascht. Nach einer EP wird am 29. September unser erstes Album Stubb erscheinen“, sagt der Fiddler.

Die ersten Höreindrücke überzeugen mit einer fetten Produktion, und abgesehen davon, dass es sich um weitgehend instrumentale Musik handelt, fallen einem die späten Skyclad aus Großbritannien ein. Wobei gerade durch das Saxofon auch eine jazzige Note dazukommt. Man ist geneigt, Thedens zuzustimmen, der auf Nachfrage sagt, dass die Musik vor allem dies sei: „Laut, hart, voller Energie und Spaß!“ Keine Frage, der Sound geht direkt in die Füße – und man kann sich vorstellen, dass bei den Konzerten des Quintetts Papst und Bär gemeinsam wie Schmitts Katze abgehen dürften.

Gangar ist nicht nur das norwegische Wort für „Pferd“, sondern auch ein traditioneller Volkstanz. Und die Band geht hochmusikalisch zu Werk, nennt als Einflüsse neben AC/DC auch die Progmetalband Meshuggah aus Schweden. Das wird beispielsweise beim neuen Song „Skrebua“ deutlich, bei dem sich über harten E-Gitarren-Riffs und komplexem Rhythmusfundament Saxofon und Fiddle solistisch die Klinke in die Hand geben. Dass Skandinavien in Sachen musikalischer Originalität ganz weit vorne ist, dürfte klar sein, gerade in der Hardrock- und Heavy-Metal-Szene. „Aber auch die Folkszene hier wächst sehr schnell und wird immer sichtbarer“, sagt Thedens. Er sieht seine Band, die diesen Sommer auf großen europäischen Festivals wie Rudolstadt, Kaustinen (Finnland) oder Sziget (Ungarn) gespielt hat, als Teil einer neuen Folkbewegung in Norwegen. „Wir wollen uns aber auch darüber hinaus einen Namen machen und haben im August dieses Jahres etwa auf dem Midgardsblot in Norwegen gespielt, einem lupenreinen Heavy-Metal-Festival.“

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Aktuelles Album:

Stubb (Heilo Records, 2023)

 

www.gangar.no

Videolink: www.youtube.com/@gangar_band

Aufmacherfoto:

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