Da sie bei ihrem Abschluss zunächst keinen anderen Weg für sich sah, als in der Klassik Fuß zu fassen, begann sie 2008 ihr Studium an der Münchener Hochschule für Musik und Theater. „Die Oboe ist ein Orchesterinstrument. Es ist zu schwierig, um es autodidaktisch zu erlernen“, sagt Hanika. Doch im System der klassischen Musik fühlte sie sich zunehmend unfrei und einem enormen Druck ausgesetzt. Stellen gebe es immer weniger, und die Zahl der Bewerber nehme zu. Zudem zähle im Orchester nur Leistung und ein fehlerfreies Spiel nach Vorgaben. „Für einen freien Geist ist dort kein Platz“, so Hanika.
In dieser Zeit wurde das Schreiben für den Rilke-Fan ein Anker. Neben Mascha Káleko waren es vor allem Liedermachende wie Reinhard Mey, Konstantin Wecker oder Silje Nergaard, die sie inspirierten. Zudem eröffnete ihr ihr Freund, der Jazzschlagzeuger Simon Popp, eine ganz neue Welt der Musik. Nach ihrem Masterabschluss schlug Hanika daher die sichere Orchesterkarriere aus und nahm ihr erstes eigenes Album auf. Wanderlust erschien 2019 beim Label Sturm & Klang von Konstantin Wecker, der sie auch persönlich unterstützt. Seitdem tritt Hanika, die eigentlich Miriam Ströher heißt, unter ihrem Künstlernamen auf. „Es ist der Name meiner Oma, die mich vor allem im humanistischen Denken geprägt hat“, erläutert sie.
Genau diese Prägung findet auch auf ihrem gerade erschienenen dritten Album Wurzeln & Flügel Raum. Sowohl bei den Themen, wenn sie über Klimaschutz, Krieg oder Selbsterkenntnis singt, als auch in den vielschichtigen musikalischen Arrangements, die für die ausgebildete Yogalehrerin große Bedeutung haben. „Natürlich gibt es auch in diesem Business Druck, aber durch die Freiheit der eigenen Kreativität macht es mir einfach Freude, selbst wenn Fehler passieren“, sagt Hanika.
Diese Freude scheint ihr unbändige Flügel zu verleihen. Nicht nur arbeitet sie als Mitglied des Dandelion Quintetts an einem Kammermusikalbum, sie hat auch bereits eine eigene Instrumentalproduktion fertig – beides soll im nächsten Jahr erscheinen. Zudem steckt sie mitten im Aufnahmeprozess für ihr viertes Liedermacheralbum, das für 2025 geplant ist. Genau das begeistert den Freigeist im Studio und auf der Bühne: Ideen direkt zu durchleben und auszudrücken – und weiterzuziehen. Momentkunst, wie sie es selbst bezeichnet, die offensichtlich kein Ende kennt.
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