Philipp Fankhauser

Das Gesicht des Schweizer Blues

15. Juli 2025

Lesezeit: 3 Minute(n)

Die Schweiz ist ein Bluesland, das mit Treffpunkten wie dem renommierten Montreux Jazz Festival oder dem Lucerne Blues Festival eine wichtige Rolle in der Szene spielt. Das Gesicht des Schweizer Blues ist Philipp Fankhauser. Der Thuner wurde in seiner Heimat als Juror bei The Voice of Switzerland bekannt und ist mit Platin- und Nummer-eins-Alben ein echter Star. Den Erfolg erklärt er sich so: „Erfreulicherweise ist die Schweiz, zumindest was die Konzertorte betrifft, etwas weniger streng in Genres aufgeteilt als etwa Deutschland, wo es eine veritable Bluesclubszene gibt. Dadurch spiele ich an mehr oder weniger denselben Orten wie Pop-, Rock- oder gar Hip-Hop-Acts.“
Text: Martin Wimmer; Fotos: Ueli Frey

Begonnen hatte alles einst mit seiner Checkerboard Blues Band. Mittlerweile steht er seit fast vierzig Jahren auf der Bühne. „Erst in den vergangenen zwei Jahrzehnten habe ich begonnen, stilübergreifend und ohne Furcht, dass das jemandem nicht gefallen könnte, die Musik zu spielen, die zu mir passte. Das hat mich ein paar Puristen gekostet, ich habe aber ganz viele neue Fans dazugewonnen.“ Das letzte Album war eine tief empfundene Hommage an den Blues-Hall-of-Famer Johnny Copeland, sein großes Vorbild. Im Mai 2025 veröffentlichte der selbst vielfach ausgezeichnete Fankhauser sein nunmehr achtzehntes Album, das vor Spielfreude, stilistischer Bandbreite und professionellen Arrangements nur so strotzt.

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 Die Produktion ist dicht, mit präzisen Bläsern, druckvollen Chören und punktgenauen Gitarrenriffs. Die Muscle Shoals Horns und die Shoals Sisters sorgen als Gäste aus den USA für einen satten Southern-Soul-Sound. Selbst Gassenhauer hört man da gern noch mal neu. Sein „That’s How I Got To Memphis“ klingt lebendiger als die vielen Vorgänger, „After Midnight“ von J. J. Cale groovt erdig, und bei „In The Ghetto“ merkt man: Fankhauser ist ein politischer Mensch und weiß, was er da singt. Im Titelsong hört man leichte Reggaeklänge, ein Lied von Vince Gill geht in Richtung Country und Latinfans kommen mit der Percussion von Luis Conte auf ihre Kosten. Lebensfrohes Highlight des Albums ist „Monsieur Thibodeaux“, ein Song mit echtem Cajunfeeling, den Fankhauser gemeinsam mit Zydecolegende Geno Delafose in Mississippi aufgenommen hat. Dazu gesellt sich eine gefühlvolle Kooperation mit dem über neunzigjährigen Bobby Rush in „Let’s Go Get Stoned“.

Seine markante Stimme trägt Fankhauser mühelos durch das Album und braucht Vergleiche mit Van Morrison nicht scheuen. Nach schwerer Erkrankung und erfolgreicher Stammzellentherapie konzentriert sich der offen homosexuell lebende Blueser diesmal übrigens ausschließlich auf den Gesang. Die Erfahrung hat er im Song „Jack In My Back“ produktiv verarbeitet. „Ein junger Mann hatte die Großzügigkeit, sich als einer von vierzig Millionen Menschen weltweit in der Spenderdatenbank dkms.de einzutragen und mir das Leben zu retten. Wie er heißt – ich weiß es nicht. Also nenne ich ihn Jack. He’s in my back. Sprichwörtlich!“

Volkan Altuntaş

Zum Abschluss knüpft „L’Italien“, ein französisch gesungener Titel, an frühere Ausflüge in andere Sprachen an. Bereits auf seinem vorletzten Album hatte er Songs auf Italienisch und Schweizerdeutsch interpretiert. Langweilig wird es bei dem umtriebigen Bühnentier Fankhauser nie. Die Mischung aus internationalen musikalischen Gästen und seiner perfekt eingespielten Band macht das von Kent Bruce hervorragend produzierte Ain’t That Something zu einem stimmigen Album, das pure Freude ausstrahlt.

www.philippfankhauser.com

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Aktuelles Album:

Ain’t That Something (Funk House Blues, 2025)

Aufmacher:

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