Water & Sound

Die kulturelle Relevanz der Flüsse

17. Juni 2025

Lesezeit: 4 Minute(n)

folker präsentiert:

Das Water & Sound Festival findet in diesem Jahr zum dritten Mal statt. Das Motto lautet „Rivers“, die Besucher begeben sich auf eine Reise entlang der Flüsse dieser Welt.

Text: Wolfgang Weitzdörfer

Es ist noch ein junges Festival. Ins Leben gerufen wurde Water & Sound im Jahr 2022, tatsächlich noch mit den Auswirkungen der Coronapandemie im Nacken – es entwickelte sich aus dem vorherigen Festival der Kulturen heraus. Verwurzelt ist es in der bayerisch-schwäbischen Metropole Augsburg. Daher kommt auch der Name, wie der künstlerische Leiter Girisha Fernando sagt. „Augsburg ist nicht nur UNESCO-Welterbestadt, sondern hat auch eine reiche Wassertradition. Das Festival ist eine einzigartige Plattform für zeitgenössische globale Klänge und Räume zwischen Kunst und Wissenschaft.“ Es findet in diesem Jahr vom 25. Juli bis zum 2. August statt, eine Woche lang können sich die Besucherinnen und Besucher auf eine musikalische Reise entlang der Flüsse der Welt begeben – das diesjährige Motto lautet „Rivers“.

Karolina Cicha & Patrycja Betley

Foto: Tomek Kaczor

Dahinter steckt ein ausgeklügeltes Konzept. „Das Programm des 2025er Water & Sound Festivals erforscht die kulturelle, historische, metaphysische und ökologische Bedeutung von Flüssen durch Konzerte, innovative Kunstprojekte und Panels“, erklärt Fernando, der übrigens auch die Musik beim Augsburger Brecht-Festival kuratiert. Flüsse, vor allem die großen, riesigen, sind die Lebensadern der Welt, verbinden die Ozeane, bieten an ihren Ufern Lebensraum und Nahrung für viele Lebewesen – und können gleichzeitig mit ihrer immensen Zerstörungskraft Tod und Verwüstung bringen. Und nicht zuletzt faszinieren Amazonas, Ganges, Donau, Euphrat, Tigris und Rhein die Menschen auf der ganzen Welt. „Wir zeigen im Festivalprogramm, wie diese Flüsse Zivilisationen geformt und Kunst inspiriert haben – und wie sie eben als lebenswichtige Adern für unseren Planeten wirken“, so Girisha Fernando.

Ana Frango Elétrico

Foto: Hick Duarte

Im Mittelpunkt stehen Künstlerinnen und Künstler aus Westafrika, dem südlichen Afrika, Südasien, dem östlichen Mittelmeer, Nordafrika sowie Süd- und Osteuropa. „Es geht uns darum, zeitgenössische und globale Positionen zu präsentieren“, sagt der künstlerische Leiter. Das Programm des Festivals bietet den Besucherinnen und Besuchern ein reichhaltiges Spektrum an Inhalten, die Musik, Wissenschaft und gesellschaftliches Engagement miteinander verbinden. „Eine bemerkenswerte Eigenproduktion stellt das Eröffnungskonzert ‚Rivers of the Sky‘ mit Karolina Cicha, Patrycja Betley, Didem Başar, Sheherazaad und dem Water & Sound

Ensemble dar“, erläutert Fernando weiter und ergänzt: „Inspiriert von Elif Shafaks Roman There Are Rivers in the Sky und Czesław Miłosz’ Schriften über Flüsse als Symbole des Wandels und der Kontinuität, verbindet diese Aufführung polnischen Neofolk mit nahöstlichen Einflüssen und zeitgenössischen Klängen. Es erforscht Themen wie Vertreibung, ökologischen Schaden und die spirituelle Symbolik von Flüssen wie Ganges und Euphrat.“

Das Organisationsteam legt Wert darauf, dem Publikum ein breites Spektrum an Musikstilen und Genres der globalen Musikszene zu zeigen. „Ich sehe hier eine enge Verbindung zwischen der Musik und der sich ständig verändernden Natur von Wasser und Flüssen“, sagt Girisha Fernando. Der interdisziplinäre Ansatz des Festivals wird durch anregende Podiumsdiskussionen und Grundsatzreferate vertieft. „Der renommierte Wissenschaftler Dilip da Cunha hält die Keynote unter dem Titel ‚The Invention of Rivers‘, in der er die herkömmliche Vorstellung von Flüssen als feste Gebilde infrage stellt und ihre fließenden kulturellen und ökologischen Dimensionen untersucht“, so der künstlerische Leiter. Podiumsdiskussionen mit Fachleuten wie Elizabeth Gallón Droste und Ifor Duncan widmen sich Themen wie der Flussgeschichte, Flussmündungen und der Frage, wie Flüsse den künstlerischen Ausdruck verschiedener Kulturen inspirieren.

Sahra Halgan

Foto: Aymeric

Ergänzt wird das Programm durch das partizipative Kunstprojekt „Spirit Animals & Riverbirds“. Diese Installation gipfelt in einer lebendigen Performance, die die Parade des Wasservogels in das moderne Stadtleben integriert. „Dieses Projekt symbolisiert die dauerhafte Verbindung der Menschheit mit den Wasserwegen und schlägt so eine Brücke zwischen alten Traditionen und zeitgenössischer Kreativität“, sagt Fernando. Das Festival bietet Konzerte am Augsburger Kuhsee mit Auftritten von Kin’Gongolo Kiniata und Buzz’ Ayaz. Kin’Gongolo Kiniata kombinieren traditionelle kongolesische Rhythmen und Upcyclinginstrumente. „Buzz’ Ayaz präsentieren ein Set, das von den Rhythmen des Bosporus inspiriert ist und elektronische Beats mit traditionellen anatolischen Melodien verbindet. Den Abschluss des Festivals bilden die Open-Air-Konzerte im Annahof mit hochkarätigen Darbietungen aus der zeitgenössischen globalen Musikszene“, verrät der künstlerische Leiter.

Dabei bringt etwa Ana Frango Elétrico ihren brasilianischen Indiefunk aus Rio de Janeiro mit und kollaboriert mit den lokalen Musikerinnen und Musikern der Waterbirds. Der mehrstimmige Gesang von Terta Relena erinnert an die alten Flüsse des Mittelmeers. Meral Polat verbindet kurdische und türkische Traditionen und weckt Erinnerungen an das alte Mesopotamien und die Flüsse Euphrat und Tigris. Sahra Halgan trägt den Geist der saisonalen Flüsse Somalilands in ihrer kraftvollen Stimme. „Die bezaubernden Aïta mon amour beschließen das Festival mit ihrer einzigartigen Mischung aus Amazhir-Musik und elektronischen Klängen“, sagt Fernando.

Durch seine Mischung aus Musik, Kunstinstallationen, Workshops und intellektuellem Diskurs lädt das Water & Sound Festival 2025 sein Publikum dazu ein, Flüsse als kraftvolle Symbole des Lebens und der Verbundenheit zu erleben. Es bietet eine Plattform für Bildung und Inspiration und fördert gleichzeitig eine tiefere Wertschätzung für Wasser als lebenswichtige Ressource und als Quelle kreativer Möglichkeiten. Übrigens wird das Festival kostenlos sein. „Alle Konzerte und Veranstaltungen finden bei freiem Eintritt und auf Spendenbasis statt. Nur das Eröffnungskonzert am Freitag, dem 25. Juli, im Parktheater im Kurhaus Göggingen kostet Eintritt“, erklärt der künstlerische Leiter.

Alle Infos, die Tickets für das Eröffnungskonzert sowie den allgemeinen Programmablauf gibt es online unter www.waterandsound.de.

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Parade des Wasservogels

Foto: Bayram Er

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