Well-Brüder, Gerhard Polt & Die Toten Hosen

Auf „Forever“-Tour Schlossanlage Schleißheim, Oberschleißheim, 30.7.2023

15. August 2023

Lesezeit: 2 Minute(n)

Vor 37 Jahren lernten sich die Toten Hosen und die Biermösl Blosn (so hießen die Well-Brüder bis 2012 – damals noch mit Hans statt Karl Well) bei den Anti-AKW-Protesten in Wackersdorf kennen. Seitdem gab es immer wieder Zusammenarbeiten und gemeinsame Programme, bei denen auch Gerhard Polt mitwirkte – zum Beispiel auf dem Hosen-Album Auf dem Kreuzzug ins Glück 1990.

Text und Fotos: Matti Goldschmidt

Im Sommer 2023 fanden sich alle Beteiligten nun wieder zusammen zu fünfzehn ausverkauften Open-Air-Konzerten ihrer Tour „Forever“. Davon gab es nördlich von München gleich zwei mit jeweils über zweitausend Besuchenden, und zwar in der im siebzehnten Jahrhundert erbauten Schlossanlage Schleißheim in Oberschleißheim. Ohne Weiteres hätten die Veranstalter an gleicher Stelle zwei weitere Konzerte anhängen können, die Nachfrage zumindest in München bestand dafür in jedem Fall – einige Dutzend enttäuschte Interessierte ohne Karten mussten an der Abendkasse wieder nach Hause geschickt werden.

 

Pünktlich erschienen die Akteure des Abends, inzwischen allesamt um rund vierzig Jahre älter seit dem ersten Zusammentreffen, und begrüßten – alle in einer Reihe durch Schulterfassung vereint – das Publikum mit einer Verbeugung. Das artig, wie seinerzeit im Klassenzimmer, wenn der Schuldirektor unversehens eintrat, von seinen Sitzen aufstand, um den Helden des Abends gebührend Respekt zu erweisen.

 Campino und Stofferl Well

Klugerweise hatte es im Vorfeld gemeinsame Proben gegeben, und so waren die Konzertabschnitte nicht nur musikalisch gut abgestimmt. Einmal gab es die bekannten Lieder der Toten Hosen, wenn auch für diese Tournee „nur“ akustisch, aber dennoch eifrig durch Gesang von einem Gros des Publikums begleitet. Dann waren die Well-Brüder nicht nur mit ihren bereits bekannten Tänzen wie etwa einem Schuhplattler oder Irischem an der Reihe, sondern auch wie gewohnt gesellschaftskritisch mit wunderbaren Gstanzln.

 

Nicht unerwähnt bleiben soll, dass selbst Mozart auf seinem Weg von Wien nach Paris in der Heimatgemeinde der Well-Brüder namens Hausen zu Gast war, woran mit einer „Kleinen Nachtmusik“ erinnert wurde. Schließlich trat Gerhard Polt auf, wie immer kritisch, indem er mitunter gar nichts sagt, aber auch beispielsweise auf die Straßenkleber der Neuzeit eingeht – sei in früheren Jahren Leim doch bestenfalls zum Schnüffeln missbraucht worden.

 

Campino und Kuddel

 

Ein merkwürdiger Konzertabend war es durchaus, auch wenn der in der Vorankündigung benutzte Ausdruck „kulturelle Zumutung“ vielleicht etwas zu weit gegriffen schien. Denn spätestens in dem sehr langen Zugabenteil wurde klar, dass alle auf der Bühne Stehenden sich musikalisch ergänzten und das Publikum verdient zum Johlen brachten. Von „Zumutung“ sollte spätestens hier keine Rede mehr sein. Bliebe abschließend zu hoffen, dass der von ihnen präsentierte Alphaville-Song aus dem Jahr 1984 „Forever Young“ in dieser Konstellation auch noch die nächsten vierzig Jahre Bestand haben wird.

www.well-brueder.de

www.polt.de

www.dietotenhosen.de

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