Wenn es doch immer so einfach im Leben wäre, wie es das Navi empfiehlt: Bitte wenden. Aber Albrecht Koch aus Köln ist wahrlich kein Romantiker, er hat keine Illusionen, er kennt scheint’s die dunklen Seiten des Lebens. Er ist in mehreren Genres zu Hause, als Autor für Sachbücher und Hörspiele, als Autor und Regisseur für Comedysendungen wie z. B. Dittsche und immer wieder als Musiker für schwarze Lieder, Chansons noirs. Jetzt, im gereiften Alter, kommt sein zweites Album, aber es ist auch das erste, das er, bedingt durch die Pandemie, ganz alleine eingespielt hat. Verhalten, abgeklärt und distanziert mit rauer Stimme besingt er die Grauzonen, in der die Einsamen, Pechvögel, Zukurzgekommenen, Outsider, aber auch die Normalos sich an den Rändern der Gesellschaft bewegen. Das ist atmosphärisch sehr dicht, bleibt immer auch etwas geheimnisvoll, und der jazzige Sound unterstreicht diese etwas schummrige Stimmung. Man riecht geradezu die alkohol- und parfümgeschwängerte Luft in Suzies Bar, spürt den fröstelnden Wind in der Stadt oder den Hitzestau im Sommer auf dem Balkon. Dergleichen bekommt man nicht alle Tage geboten, und wer einen Sinn für dezent morbide Genüsse hat, ist hier sehr gut bedient.
Rainer Katlewski
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