Genau dafür wurden Gitarren erfunden. Natürlich kann man auf ihnen auch belanglos entlangzupfen oder sie destruktiv zerschreddern. Aber diese wunderschönen, warmen, weichen Gitarren brummen, summen, sirren, schwingen und betten jedes Lied in einen strahlend schönen Sonnenuntergang. Finlin spielt auf seinem dreizehnten Album fast alle Instrumente selbst und produziert mit Hall und Weite, wodurch vom ersten bis zum letzten Takt ein organischer Sound erhalten wird. Dazu singt er mit weiser Stimme Liedtexte, die durchaus als Gedichte durchgehen. Ob Donner oder Sommer, Lamm oder Nachtigall, Mammutbaum oder Ahorn, Fluss oder Wiese: Der auch als Autor von Yoga-Ratgebern erfolgreiche Americana-Songwriter aus Ohio hat ein besonderes Auge für die Details der Natur, wenn er über die Liebe und das Leben singt. Ein in sich ruhendes, reifes Album. Und „Unknowing“ ist der Hit, den Bob Dylan haben würde, wenn er sich noch mal von Jason Isbell oder Jeff Tweedy modernisieren lassen würde.
Martin Wimmer






0 Kommentare