Sollte einer daran gezweifelt haben, dass Klezmer auch Partymusik sein kann, dann sollten seine Zweifel spätestens mit diesem vierten Album der Klezmer Brass Allstars beendet sein, einem mehr als würdigen Nachfolger von Brotherhood Of Brass. Verantwortlich dafür ist wieder einmal der Trompeter Frank London (Klezmatics), der mit seiner siebenköpfigen Band auch Beton zum Wackeln bringen könnte. Hier wird traditionelle chassidische und jiddische mit zeitgenössisch-moderner Musik oder auch mit elektronischen Beats vermischt, insbesondere über Brandon Seabrook mit seiner avantgarde-elektrischen Gitarre oder dem zwischenzeitlich verstorbenen Yossi Piamenta (g). Weitere Mitglieder der Band wie Michael Winograd (cl) oder die beiden Posaunisten Brian Dyre und Dan Blacksberg gehören längst zum Establishment der Klezmerszene Amerikas. Sicherlich war es nicht dem Zufall überlassen, vielmehr sollten hier gezielt Grenzen überschritten, ein Fest der Freude begangen werden, ohne letztendlich auf die notwendige kulturelle Harmonie zu verzichten. Hauptthema des Albums scheint das jüdische Lichterfest Chanukka zu sein: Klassiker werden hier neu interpretiert, unter anderem fulminant unterstützt von Michael Albert (Brave Old World, voc), etwa gleich im Eröffnungsstück „Topz“. Spätestens zum zehnten und letzten Stück, dem Remix von „Greekz“, mögen zwar die Augen trocken bleiben – der Schweiß müsste trotzdem von der Stirn gewischt werden.
Matti Goldschmidt
0 Kommentare