Der Berliner Songwriter tritt prononciert als links-indie-lektueller Künstler auf. Da kann man leicht übersehen, dass im Albumtitel die Liebe gleichrangig neben dem Kapitalismus steht. Nach Alben mit seiner Band Rodeo FM ist das erste unter eigenem Namen denn auch sehr persönlich geworden. Klar fallen hier Wörter wie „Krieg“, „Gaza“, „Heroin“, „Obdachlose“, „Stacheldraht“, „SUVs“, „Mentale Gesundheit“, „Abwärtsspirale“, „sozialer Zusammenhalt“. Aber es wird halt auch geliebt und geküsst, Blumen wachsen und Vögel singen. Neben den intelligent-wütenden Analysten tritt stets ein verletzt-liebevoller Erzähler. Süffig produziert mit Drums, Bläsern, Dobro, Banjo, Pianos, Steel Guitar und weiterem Überbau, baden die treibenden Melodien im organischen Sound der Siebziger. Zum Schluss kommen noch mal zwei Songwritinghighlights: In „Xenia, Ohio“ werden zu tobenden Gitarrenstürmen für Arthousekenner kongenial Eindrücke zum Filmklassiker Gummo verarbeitet. Und das Bild „I saw the devil suck the color from your face / While my right hand shot my metaphoric gun between your eyes“ aus der einzigen Solonummer geht einem auch nicht mehr so schnell aus dem Kopf.
Martin Wimmer






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