Wenn man in Deutschland die Troika der Liedermacher benennen müsste, dann wären das wohl Hannes Wader, Konstantin Wecker – und Reinhard Mey. Und der Berliner veröffentlicht auch nach bald sechzig Jahren immer noch ein ums andere Album, wird quasi mit seiner Musik älter und hat nun mit 81 Jahren sein 28. Studiowerk veröffentlicht. Nach Haus zeigt einen Mann, der im Herbst seines Lebens immer noch zu den Beobachtern und Beschreibern des täglichen Lebens gehört. Etwa in „Beef und Lobster“, einer Restaurantszene über einen mindestens ebenso altgedienten Kellner wie es Mey als Liedermacher ist. Oder in „Das Raunen in den Bäumen“, in dem er eine poetische Beschreibung des Lebens in eine melancholische Melodie fasst. Wie nicht anders zu erwarten, sind die Lieder in erster Linie gesetzt und ruhig, ausladend, vor allem textlich, weniger musikalisch. Oft reichen eine Gitarre oder ein Klavier, der eine oder andere Effekt darüber, und ansonsten die sehr weit nach vorne gemischte Stimme, der man die über acht Jahrzehnte weniger anhört, als man vielleicht erwarten könnte. Und Mey ist immer noch wütend, etwa in „Miserere Mei“, der Tierschutzfortsetzung von „Erbarme dich“ vom Einhandsegler-Album von 2000. Und er hat die vier Jahre seit Das Haus an der Ampel genutzt – für fünfzehn neue Lieder. Darunter sogar ein Duett mit Hannes Wader, sinnigerweise „Zwei Musketiere“ betitelt. Einmal mehr ein starkes Werk, viel schöner noch: ein hervorragendes Alterswerk.
Wolfgang Weitzdörfer
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