Beim britischen Indiefolker Blanco White stellt sich die Frage: Ist das noch Folk oder schon Dream Pop? Grenzen zu ziehen, wird immer fragwürdiger. Auf jeden Fall bietet Tarifaäußerst nervenberuhigende Musik, wie ein Gegenpol zum derzeitigen Zustand der Welt. Man schwebt davon, und irgendwo da oben wartet Major Tom. Der Gesang, eine traurige, verlorene Stimme in der Tiefe des Klangraumes. Sehnsucht perfekt getroffen. Die Songs bauen oft auf einem langen Orgelton oder Grundakkord auf, der die Zeit stillstehen lässt, auch wenn ein Rhythmus nicht außen vor ist. Musik zwischen Twin-Peaks-Atmosphäre und dem ambientartigen Filmkomponisten Gustavo Santaolalla, der wie Blanco Saiteninstrumente der Anden wie das Charango einsetzt. Der mit der andalusischen Stadt Tarifa anklingende Bezug zur spanischen Musik im Titel ist nur über manche Gitarrenläufe im Flamenco nachzuvollziehen, wenn die Gitarre sich in melancholischen Akkorden beruhigt. Angeblich diente die Produktion der Musik White als Therapie bei einer Schmerzerkrankung. Nachvollziehbar.
Hans-Jürgen Lenhart
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