Hin und wieder, viel zu selten, begegnet man diesen musikalischen Einzelgängern, die der Mainstream nicht zu tangieren scheint. Musiker, Musikerinnen, die an einem großen, weiten Himmel unbeirrt ihre Bahnen ziehen, ganz der eigenen, persönlichen Vision verpflichtet. Menschen, die hören, was die anderen nicht einmal erahnen. Der Gitarrist Hub Hildenbrand zitiert auf seiner Website den Literaturnobelpreisträger Rabindranath Tagore: „Ich kann ihn nicht sehen, ich kann ihn nicht berühren, aber meine Musik kann seine Füße berühren.“ Hildenbrand scheut sich nicht seine Musik in den Kontext der Mystik zu stellen. Wie auch anders sollte man das beschreiben, was auf Athem zu hören ist? Einfache Gitarrenlinien, einfache Melodien, einstimmig. Hildenbrand singt in einer selbst erschaffenen Sprache. Das ist geheimnisvoll und in erhabener Weise schön, auch wenn oder gerade weil unser Geist, der so gerne verstehen möchte, hier scheitert, scheitern muss. Ein Streichquartett, kretische Lyra, iranische Percussion, Bass und ein Sopran erweitern den ohnehin großen Raum. Das ist eindringlich und berührend, macht die Zeit vergessen. Sehnsuchtsvoll, jenseitig … – schwache Vokabeln, die der Begegnung mit der Musik Hildenbrands kaum gerecht werden.
Rolf Beydemüller
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