Konzerte von Konstantin Wecker sind wie opulente Tafelfreuden: voller Wollust, süffig, süffisant und ein großer berauschender Genuss, auch wenn einem hinterher klar ist, dass nicht alles, was man so freudig schwelgend genossen hat, nüchtern betrachtet sehr bekömmlich ist. Auf seiner „Utopia“-Tournee singt, spielt und agitiert er voller Inbrunst für Frieden und Anarchie, für ein Leben ohne Herrschaft und Grenzen, voller Träume und Poesie. Neue Lieder und Texte, die ihm in den letzten zwei Jahren von den Musen geschenkt wurden, wechseln mit älteren Songs und Liedern bekannter Künstler. Werke von Erich Mühsam, Bert Brecht (in eigener Vertonung), Theodorakis/Steineckert und Waldoff/Hollaender trägt er vor sowie jede Menge Zitate großer Geister, die seine Weltsicht gegen „die Herrschenden“ untermauern. Auch sein Bekenntnis, ein Romantiker zu sein, passt da rein. Mit einer Hommage an Franz Schubert, der seine musikalische Entwicklung beeinflusste, unterstreicht er diese Facette seiner Kunst. Ganz entzückend ist eine Aufnahme von 1959, die er einspielt, in der der zwölfjährige Konstantin mit seinem Vater ein Liebesduett aus La Traviata singt. Ein großer, engagierter, träumender Künstler!
Rainer Katlewski
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