kurz & knapp

aus folker #03-2025

3. September 2025

Lesezeit: 37 Minute(n)

Irene Amata Sembianze (Prodastar)

Die seit zehn Jahren in Frankreich lebende Italienerin klingt – abgesehen davon, dass sie auf Italienisch singt – nach keinem der beiden Länder. Jazzige Songs, die wie der Opener gen Brasilien geneigt sind (kein Wunder, war sie doch zuvor im brasilianisch angehauchten Duo Sambuca), markieren eingespielt mit Piano, Kontrabass und Schlagzeug eine Art Neuanfang der Künstlerin mit der klaren, unaufgeregten Stimme.

Katrin Wilke

Elena Baklava Yörüklük (CPL-Music)

Daran, dass sich Elena Hristova nun Elena Baklava nennt, muss man sich erst gewöhnen. Ähnlich wie ihre Band Baklava verknüpft die Sängerin auf ihrer ersten Soloeinspielung Volksliedartiges mit Elektronik und akustischen Instrumenten wie Kaval und Kanun. Der Fokus liegt auf dem musikalischen Erbe türkischsprachiger Menschen in Mazedonien. Diese bezeichnen sich selbst oft als yörükler, Nomaden.

Ines Körver

Tycho Barth On The Ground (Waldinsel Records)

Der norddeutsche Songwriter legt Wert darauf, dass seine Stücke auch allein mit Gesang undaku stischer Gitarre funktionieren. Die sechs Songs mit englischen Texten auf Barths erstem Studioalbum beeindrucken durch seine ausdrucksvolle Stimme mit großem Tonumfang. Dazu baut er mit seinen Mitstreitern so raffinierte, moderne Rockarrangements, dass man nie auf einen Newcomer tippen würde.

Almut Kückelhaus

Barzaz En Concert – War Al Leurenn (Le Champ de Foire/L’Autre Distribution)

Barzaz war eine bretonische Supergruppe, die zunächst von 1989 bis 1997 bestand. Ihre Mitglieder waren damals schon Folkstars: Yann-Fanch Kemener (Gesang), Jean-Michel Veillon (Flöte), Gilles Le Bigot (Gitarre), Alain Genty (Bass) und David Hopkins (Percussion). 2013 fand die Gruppe wieder zusammen. 2019 starb Sänger Kemener. Der neue Sänger Youenn Lange kommt ihm stimmlich nahe. In der neuen Besetzung hat Barzaz das legendäre Material live aufgenommen und als Doppelalbum veröffentlicht. Immer noch großartig!

Christian Rath

Belli Fischer Rimmer Songs Without Words (NeuKlang)

Lieder von Kurt Weill, Tom Waits und Franz Schubert in völlig neuem Gewand und ohne Worte. Das Freiburger Trio Frederic Belli, Johannes Fischer und Nicholas Rimmer legen ein ausdrucksstarkes kammermusikalisches Jazzalbum vor, das berührt. Mit Posaune, Percussion und Piano erzählen sie fragile und auf das Wesentliche reduzierte Klanggeschichten über Scheitern, Suchen, Hoffnung und flüchtiges Glück im Stil der Originale.

Erik Prochnow

Nadir Ben Maturity (Joussour)

Der französisch-algerische Singer/Songwriter Nadir Benmansour gewinnt seine Inspiration von beiden Seiten des Mittelmeers und produzierte sein Debüt im Spannungsfeld traditioneller andalusischer Musik, den Liedern aus Oran, dem Epizentrum des Raï, und den Rhythmen der Gnawas. In seiner Wahlheimat Marseille ist mit einem Dutzend renommierter Musikschaffender ein modernes Folkpopalbum „herangereift“.

Christoph Schumacher

Hans Blücher Durch die Nacht (Eigenverlag)

Auf der neuen Fünf-Song-EP Durch die Nacht des Dortmunder Singer/Songwriters Hans Blücher gibt es sonnigen Pop zur Akustikgitarre mit unaufgeregtem Gesang rund um „das Revier“, also das Ruhrgebiet, zu hören. In „An der Bude“ beschreibt er eine Fahrt von Dortmund nach Bochum mit dem Fahrrad. Schön, irgendwie.

Wolfgang Weitzdörfer

Brìghde Chaimbeul Sunwise (Tak:til/Glitterbeat)

Nachdem man sich durch endlose Minuten voll bedrohlicher Bordune gekämpft hat, kommt mehr Struktur in das dritte Werk der schottischen Virtuosin an den Smallpipes. Experimentell und minimalistisch, ja, aber auch traditionell gälisch. Punktuell setzt sie sogar auf ihren Gesang. Vater und Bruder sind ebenfalls involviert. Musik für Freunde gälischer Musik, aber die Ohren müssen sehr offen sein!

Mike Kamp

Ablaye Cissoko & Cyrille Brotto Djiyo (Absilone)

„Wasser“, das bedeutet der Albumtitel Djiyo übersetzt – und wie Wasser fließen die zehn neuen Songs des Korameisters Ablaye Cissoko, der sich nach drei Jahren wieder mit Cyrille Brotto zusammengetan hat. Die beiden lassen Akkordeon, Kora und Gesang zu einer großartigen Einheit verschmelzen. Ein Album für ruhige Momente.

Wolfgang Weitzdörfer

Cochise Live „Open Ohr“ Festival 1981 (Sireena Records)

Die Rockgruppe Cochise war das musikalische Abbild der westdeutschen Alternativbewegung der Siebziger. In ihren Songs manifestierte sich ein Weltbild zwischen linker Utopie, staatlicher Repression, Umweltbewusstsein und Antimilitarismus. Das Album zeigt die Band in guter Form beim Auftritt auf dem Mainzer Open Ohr Festival 1981.

Christoph Wagner

Charlie Cunningham In Light (Humming/Membran)

Ein englischer Singer/Songwriter, der in Deutschland tatsächlich in Sälen wie der Kölner Philharmonie spielt. Seltsam, denn mit introspektiv ist seine Musik eigentlich schon fast zu optimistisch beschrieben. Indiefolk? Akustische Gitarre (kompetent gespielt!) plus hin und wieder Beats und Synthieklänge plus melancholischer, leicht nuschelnder Gesang. Können fünfhundert Millionen Streams irren?

Mike Kamp

Fola Dada Brothers & Sisters (Phazz-A-Label)

Die in Stuttgart beheimatete Sängerin Fola Dada liebt den Jazz genauso wie den Afrobeat Nigerias, der Heimat ihres Vaters, oder die alten Blues- und Soulschallplatten ihrer deutschen Mutter. Mit einem eingespielten Jazzquartett hat sie elf eigene Kompositionen in englischer Sprache veröffentlicht mit Elementen aus Soul, House, Pop und Reggae. Engagiert, Authentisches und Vielseitiges mit Leidenschaft.

Christoph Schumacher

Danças Ocultas Inspirar (Galileo-MC)

Der Verbund von vier Virtuosen des diatonischen Akkordeons zelebriert seit 1989 auf nunmehr zehn Alben mit großer kreativer und innovativer Kraft eine Art kunstmusikalischen, selbst „impressionistisch“ genannten Folk. Oft holen die Portugiesen Seelenverwandte hinzu. Diesmal besinnen sie sich wieder auf die Essenz des „solistischen“ Spiels, und wie immer ist eine Delikatesse für die Ohren dabei entstanden.

Katrin Wilke

Darshan Raza (Chant Records)

Etwas spät erreichte die Redaktion ein überaus modernes jüdisches Album, erschienen bereits im Herbst 2017, mit vertonten heiligen Texten, meist Psalmen und somit direkt aus der Bibel. Darshan besteht aus der World-Soul-Sängerin Basya Schechter (Pharaoh’s Daughter) und dem etwas esoterischen Indierapper Eprhyme (Eden Pearlstein). Das Ergebnis dieser Zusammenarbeit ist eine kaleidoskopische Fusion aus Hip-Hop, Rock, World und jüdischer Musik, die als aktuelles Album sicher „besonders“ gewesen wäre.

Matti Goldschmidt

Ward Dhoore It Was All Heart (Trad Records)

Ward Dhoore ist ein Drittel des bekannten Trio Dhoore aus Belgien. Ward Dhoore spielt dort und auch bei Snaarmaarwaar Mandola und Gitarre. Auf seinem ersten Soloalbum, It Was All Heart, ist er allerdings nur an Piano und Synthesizer zu hören. Das Album enthält ruhige, teilweise schöne Kompositionen. Begleitet wird Dhoore überwiegend von Streichern.

Christian Rath

Draupner Tretår (Dimma Sweden)

Das Folktrio aus der mittelschwedischen Provinz Hälsingland feiert mit dem fünften Album das dreißigjährige Bestehen (Tretår). Auf Geigen, Gitarre und Bouzouki spielen die drei Musiker überaus virtuos eine perfekte Mischung aus eigenen Instrumentalstücken und traditionellen Melodien – zum Teil Fundstücke aus alten Handschriften mit Seltenheitscharakter und überraschenden kompositorischen Effekten.

Jens-Peter Müller

Eleanor Dunsdon & Gregor Black Let No Man (EP; Goatskin Records)

Gewinner des prestigeträchtigen Danny Kyle Award bei den Celtic Connections 2024 – und wohl zu Recht. Eine ungewöhnliche Kombination aus Harfe und Schlagzeug, Gesang und Percussion. Das junge Duo spielt eine Musik, die schottischen Ursprungs ist, sich aber gegen jegliche Schubladisierung sträubt. Sie nennen es „Neo Trad“ und es swingt und rockt und funkelt, dass es eine Freude ist.

Mike Kamp

Easy Just A Matter Of Time (Eigenverlag)

Frische Americana-Songs, als kämen sie direkt aus Nashville. Nein, sie kommen von der Saarländerin Isabelle Krohn alias Easy, die mit klarer Stimme zu ihrem akustischen Gitarrenspiel über das ergiebige All-Time-Thema Zeit singt, stimmungsvoll begleitet durch ihre Band. Nachdenkliche Balladen wechseln sich ab mit druckvollen Sehnsuchtssongs. Das klingt alles sehr gut und sehr amerikanisch. Wir können also hierbleiben.

Imke Staats

Nadah El Shazly Laini Tani (One Litte Independent Records)

Nadah El Shazly ist eine in Ägypten geborene und in Montreal lebende Produzentin, Sängerin, Komponistin und Schauspielerin. Auf ihrem zweiten Album kombiniert sie Gesang, Electrosound, Harfe und Percussion zu mitunter ätherisch anmutenden Stücken. Das Besondere dabei: Je nachdem, wo man gerade hinhört (Drums oder Klangteppich), kann ein und dasselbe Stück aufpeitschend oder beruhigend wirken.

Ines Körver

Fabula Lichtblick (Rak Music)

Zu ihrem dreißigjährigen Jubiläum (siehe auch S. 10) liefern Fabula aus Chemnitz eine neue Platte, die zwar nur fünf Stücke enthält, in denen das Quintett aber das für ihre Auftritte typische, mitreißende Feuerwerk aus schrillen Sackpfeifen- und tiefen Trommeltönen in schnellen Rhythmen abfeuert. Erstklassige Mittelaltermarktmusik für zu Hause, gewidmet viermal dem Licht und einmal den Heiducken!

Michael A. Schmiedel

Familie Gerstenberg The Early Years (Eigenverlag)

Sie haben’s wieder getan: Elf wunderschöne, selbst komponierte Bal-Folk-Stücke von Mazurka über Walzer bis An Dro, mal mit Thüringer Waldzither und anderen Saiteninstrumenten eher besinnlich fein ziseliert, mal groovend mit Akkordeon, Schäferpfeife, Sopransaxofon und Grande Cornemuse Bourbonnaise voll auf die Zwölf. Immer hingebungsvoll und virtuos gespielt in abwechslungsreichen Arrangements und stets tanzbar. Chapeau!

Ulrich Joosten

Foxwarren 2 (Anti Records)

Während sie zum Debüt noch klassischen Folkrock boten, gibt sich das kanadische Quintett hier bewusst experimentierfreudig und verwebt Songfragmente, die die Bandmitglieder zur Weiterbearbeitung tauschten, mit Orchestersamples und gesprochenen Dialogen, die wirken wie aus alten Hollywoodfilmen. Eine verspielte, stimmige Collage, die mit ihrem warmen Sound an Midlake oder die Folktroniker Tunng erinnert.

Imke Staats

Rachel Goodrich Once Before (Soul Select Records)

An Vokaljazz, wie er in den 1930er- bis 1950er-Jahren populär war, wagen sich nicht so viele Sängerinnen und Sänger. Rachel Goodrich gelingt das jedoch ganz ausgezeichnet, und mit gedämpfter Trompete, sanft gezupftem Bass, mit dem Besen gespieltem Schlagzeug und dem Daumen über die Saiten gestrichener Gitarre zu ihrem zurückgenommenem, fast gehauchten Gesang entsteht so eine ganz wunderbare, intime Atmosphäre.

Achim Hennes

Ben Granfelt It’s Personal (A1 Records)

Instrumental geht es auf Granfelts bereits 21. Soloalbum zu. Zumindest auf der Studioplatte, denn It’s Personal kommt als Doppelalbum daher, die zweite LP beinhaltet Liveaufnahmen, darunter das Pink-Floyd-Cover „Breathe“ oder „Cocaine“ von J. J. Cale. Der Gitarrist aus Finnland ist ein songdienlicher Frickler, es macht Spaß, ihm zuzuhören.

Wolfgang Weitzdörfer

Trilok Gurtu Mirror (Jazzline)

Alle Freunde des ausgefuchsten Grooves aufgepasst: Der Großmeister der Percussion, Trilok Gurtu, mittlerweile 73-jährig, arbeitet an seinem Vermächtnis als Rhythmuslegende. Auf Mirror ist er erneut mit dem italienischen Arkè String Quartet zu hören. Krachende Fusion-Nummern, filigrane melodische Linien, eingehüllt in mysteriöse harmonische Teppiche, Konnokol-Gesang und kraftvoll-vertrackte Grooves ohne Ende.

Rolf Beydemüller

Sascha Gutzeit Auf meiner Seite der Stadt (Dermenschistgut Musik)

Der vielseitige Autor, Sänger, Musiker und Darsteller Sascha Gutzeit hat wieder eine Produktion mit seinen Liedergeschichten veröffentlicht. Lieder, die teils schon älter sind und nicht eingespielt wurden, insgesamt zehn Songs und vier Bonustitel. Atmosphärisch dicht und leicht melancholisch, persönlich und mit leiser Poesie sind seine Texte. Mit Blues und Rock ’n’ Roll spartanisch instrumentiert, ist sein Gesang sehr auf die Texte und Geschichten konzentriert.

Rainer Katlewski

Kemp Harris The America Chronicles (Kemp Harris Music)

Sein Leben lang war Harris außergewöhnlich engagiert und arbeitete hauptsächlich als Lehrer. So sieht er sein Songwriting heute auch als ein lehrhaftes. Basierend auf Jazz und Gospel, hat Harris keinerlei Berührungsängste mit einer Vielfalt von Stilen, die seinen Texten die richtige Wirkung verleihen. Ganz sicher ist, seine Musik ist durch und durch schwarz, und seine Texte sind überaus hörenswert.

Michael Freerix

Hat Check Girl 29 & Gone (Eigenverlag)

Eigentlich ist Hat Check Girl der Titel eines Hollywoodfilms aus den 1930ern, aber es ist auch ein US-Duo: Peter Gallway (E- und akustische Gitarre, Bass) und Annie Gallup (akustische Gitarre, Lap Steel Guitar) plus Joe Wainer an den Drums. Auf dem neunten Album präsentieren sie einen ziemlich abgehangenen Americana-Sound. Erfahrung pur, Gallway eher dunkel und lebensweise, Gallup klingt ein wenig wie seinerzeit Melanie.

Mike Kamp

Hattler Happy Birthday Baby (36music)

Seit 25 Jahren entwickelt der Bassist, Komponist und Soundvisionär seinen kreativen Stil aus Funk, Jazz, Electronica, Soul und psychedelischen Klängen. Angesichts des Jubiläums veröffentlicht er nun ein Best-of-Album mit neuen Kompositionen wie dem Titelstück, alternativen Arrangements bekannter Songs, unveröffentlichten Aufnahmen und Liveversionen. Eine beeindruckende Retrospektive voller Dynamik und Grooves.

Erik Prochnow

Zam Helga Eine neue Welt (Sitting Man Music)

Zam Helga ist im folker noch vollkommen unentdeckt, was schade ist, denn dieser Songschreiber sucht seinesgleichen in Deutschland. Angefangen hat er vor dreißig Jahren mit Grunge, doch schon lange ist er als Songschreiber mit der akustischen Gitarre unterwegs. Und schreibt Songs, die sich tief in die Seele eingraben. Eine neue Welt ist ein weiteres Werk dieses feinen Nachdenkers, ruhig, eindringlich, notwendig. Anspieltipp: „Am Ufer“.

Michael Freerix

Tom Hickox The Orchestra Of Stories (Family Tree Records)

Kammerpop, so beschrieb die britische Sunday Times die Musik von Tom Hickox. Und wer dessen neues Album hört, wird dem sofort zustimmen. Der Singer/Songwriter erzählt zu orchestralem Pomp mit leidenschaftlicher Stimme seine Geschichten – und fesselt beim Hören von Anfang an.

Wolfgang Weitzdörfer

Lars Hökpers Hökperslåtar (Agnas Musik)

Der Geiger Lars Hökpers, Komponist des bekannten „Hökpers Vals“, legt im Alter von 72 Jahren sowie begleitet von jungen und alten spelkompisar wie Kalle Almlöf, Matts Arnberg, Alice E. Landström oder Maria Ähdel (u. a. Harmonium) das erste Album mit ausschließlich eigenen Melodien vor. Es findet sich alles, was diese Art schwedischer Geigenmusik so reizvoll macht: herrliche Mehrstimmigkeit und ein immer leicht melancholischer Grundton.

Jens-Peter Müller

Alice Howe & Freebo Live (Know Howe Music)

Ob man sich als Songwriter einen Gefallen tut mit Zeilen wie „She’s my Bible / My personal GPS“ muss jeder für sich entscheiden. Das Folkduo aus der vielfach ausgezeichneten Musikerin und dem legendären Bassisten überzeugt live eher in den Gute-Laune-Nummern. Die brillante Coverversion von John Prines „Angel From Montgomery“ hat Freebo in zehn Jahren mit Bonnie Raitt auf der Bühne allerdings perfektioniert.

Martin Wimmer

Jazando Guitar Duo From Beethoven To Hollywood (Eigenverlag)

Die Akustikgitarristen Christoph Steiner und Jost Edelhoff haben sich großer Musik angenommen: klassischer Melodien von Ravel, Mozart, Beethoven oder Tschaikowski sowie Filmmusik aus Forrest Gump, Cinema Paradiso, dem Dschungelbuch oder Harry Potter. Fein arrangiert, virtuos in Szene gesetzt und kurzweilig mit schönen Soli ist es aufgrund des Repertoires allemal.

Rolf Beydemüller

Chrissy Johnson Shake Where You’re Steady (Eigenverlag)

Erst ihr zweites, aber ein erstklassiges Album der Songwriterin aus Chicago, von dem eine durchweg lebensfrohe Grundstimmung ausgeht. Ist dank der abwechslungsreichen Produktion Steve Dawsons (Dolly Varden) inklusive souliger Bläser eher mit dem rockigen Bandsound einer modernen Americanaband zu vergleichen.

Martin Wimmer

Burkard Kunkel Monxarella (Bayla Records)

Ja, es geht sehr in den Jazz, denn Kunkel widmet sich auf seinem neuen Album dem Werk Thelonious Monks. Aber – und das ist das Besondere hier – auf der Zither. Und ist damit bei aller Liebe zur Disharmonie durchaus folker-kompatibel. Achtzehn Songs, darunter auch drei Eigenkompositionen, gibt es auf Monxarella zu hören. Man muss sich reinfuchsen, kann dann aber gewinnen.

Wolfgang Weitzdörfer

Santiago Lara Concierto N⁰1 Para Guitarra Española Y Orchestra (Club El Disco)

Flamencogitarrist Santiago Lara hat sich einen Traum erfüllt: Sein erstes Konzert für Flamencogitarre ist Wirklichkeit geworden. Er zeichnet für Komposition und Orchestration verantwortlich. Das Werk wurde am 17. November 2023 in seiner Heimatstadt Jerez de la Frontera aufgeführt und live aufgezeichnet. Selbstredend ist Lara auch Solist. Und Hand aufs Herz: Das dürfte sonst wohl auch kaum jemand spielen können.

Rolf Beydemüller

George Leitenberger A Road-Trip Through Morocco (Silberblick Musik)

Ein Kaleidoskop von Klängen, die auf einer Reise durch Marokko aufgenommen wurden, bilden als Geräuschkollage die Leinwand, auf der Leitenberger sein eigenes musikalisches Bild malt. Das an Musikkulturen und tranceartigen Rhythmen reiche Land bildet hier nur den Hintergrund für Bluesgeschichten. Eher ein Album für Fans von Leitenbergers Stimme und Gitarrenspiel als für Marokkoliebhabende.

Christoph Schumacher

Lina & Jules Maxwell Terra Mãe (Atlantic Curve)

Die Fadosängerin Lina und der irische Komponist Jules Maxwell wollen ihre Musikwelten zusammenführen. Am Anfang standen die Kompositionen und Lieder Maxwells. Die Fadista Amélia Muge übersetzte seine Texte auf Portugiesisch, was vorzüglich passt. Arrangiert wurde die Musik mit teils opulenten elektronischen Streichern und Percussion.

Martin Steiner

Awa Ly Essence And Elements (Naïve/Believe)

Ein bis ins kleinste Detail aufwendig produziertes Album, das trotzdem leicht und fast beiläufig daherkommt. Wunderbare Easy-Listening-Musik, wäre da nicht die sanfte, aber eindringliche Soulstimme Awa Lys. Sie hat für jedes der vier Elemente, die bei der Produktion im Fokus stehen, andere Musikschaffende zur Unterstützung gefunden. Esoterischer Pop zwischen Attitüde und Überzeugung.

Christoph Schumacher

Ruth Lyon Poems & Non-Fiction (Popup Records)

Früher spielte sie Folkpunk mit Holy Moly & the Crackers, jetzt legt die junge Britin ein etwas düsteres Debüt als Solistin vor. Kann man unter Indiefolk einsortieren, es geht um den Verlust und den Gewinn von Identität und über Veränderung, die sie im Rollstuhl erlebt, aber nicht explizit zum Thema macht. Die leicht angeraute Stimme ist voller Emotionen, was die Songs durchgehend spannend macht.

Mike Kamp

Maemo Maemo (Hey!blau Records)

Die Herkunft der Protagonistin dieses Musikprojektes ist gleichzeitig Programm. Die schweizerisch-marokkanische Sängerin Malika Alaoi ist Hauptkomponistin und Texterin. Der deutsch-persische Flötist und Percussionist Romeo Natur sowie der ungarische Cellist Gábor Hartyani und der britische Gitarrist George Birkett runden das akustische Quartett ab. Authentisch-kreativer und vielsprachiger Chanson.

Christoph Schumacher

Mandé Sila Live (Contre-Jour)

Die elf Songs dieses live eingespielten Albums erzählen vom Reichtum der Mandingo-Kultur. Die Musiker des All-Star-Quartetts sind der Gitarrist und Sänger Habib Koité, der senegalesische Koraspieler Lamine Cissokho, der Meister des Balafons aus Côte d’Ivoire Aly Keïta und der Percussionist Mama Koné aus Mali. Neben der emotionalen Verbundenheit spürt man die pure Freude am gemeinsamen routinierten Spiel.

Christoph Schumacher

Marine/Pérez Trio Groovy (Acoustic World)

Der Titel dieses vierten Albums in der 22-jährigen Geschichte des schwedischen Folktrios sagt schon fast alles: Groovy. Und es sind drei, die es können: die beiden Geigerinnen Mia Marine und Nina Pérez sowie Pérez’ Ehemann Mattias, einer der wirklichen Gitarrenkünstler in der Folkszene. Alle drei steuern zu diesem Album – bis auf ein Set traditioneller Stücke – starke Eigenkompositionen bei.

Jens-Peter Müller

Nathan McEuen My One And Only (Mesa/Bluemoon Recordings) 

Der Gitarrist und Sänger Nathan McEuen spannt auf dieser EP einen musikalischen Bogen, der von Americana („Up To No Goods“) über eine Liebesballade („My One And Only“), Pop („Lately“), etwas Latin („Sticks And Stones“) bis Rumba („Beautiful Night“) reicht. Das alles spielt und singt er ohne Ecken und Kanten, sodass man sich das ein oder andere Mal gerne etwas mehr Schmutz oder Reibung wünschen würde.

Achim Hennes

Linda McLean Songs For The Book „The Importance Of Being Important“ (Mandolin Records)

Riskante Idee, gelungene Umsetzung: Die komplett unbekannte und wenig erfolgreiche Kanadierin schrieb selbstbewusst ihre Autobiografie und nahm parallel ältere Lieder noch mal solo akustisch auf. Das Ergebnis sind 220 gut geschriebene Seiten und elf hörenswerte Songs, die eine durchweg positive und feministische Botschaft verbindet.

Martin Wimmer

Johan Meijer Ohneland Blues (Eigenverlag)

Ein sehr persönliches, aber auch politisches Album des niederländisch-deutschen „Zweisprachlers“ mit den Musikern Jos Koning und Andreas Albrecht sowie Gästen wie Merle Weißbach. Darauf ältere und neue Lieder über die Themen Europas Grenzen, Muttersprache und Vaterland, Heimat, Vergänglichkeit und Haltung – „Für kein Land möchte ich in Kriege ziehn“. Musikalisch zwischen Folk, Blues, chansonhaften und rockigen Songs.

Reinhard „Pfeffi“ Ständer

Ernst Molden & Neue Wiener Concert Schrammeln mit Tini Kainrath Mei Liab (Medienmanufaktur)

Lieder wie Filme schreiben, das kann er, der Wiener Liedermacher Ernst Molden. Mei Liab ist ein Album von Liebesliedern, erlesen begleitet von den Concert Schrammeln. Da kann nichts schiefgehen, außer manchmal die Liebe. Ein Werk voller Wehmut, Sanftmut, aber auch Wut und Freude. Klopfen in Wien die Herzen stärker? Und ja, die Liebe ist schön – im Duett mit Tini Kainrath noch schöner.

Martin Steiner

Nadir Ballads Of Birdsong And Brimstone (Pennyrile, Tansy & Rue Records)

Ein hochwertiges Release ist das Sechs-Song-Album von Brim Abbot Stokes und H. C. Kankkunen, die eine sehr reduzierte Version ihrer Vision von Folklore präsentieren. Zerbrechlich thront die Stimme Kankkunens über den Gitarren, manchmal wird mit Klatschen oder Fingerschnipsen der Rhythmus vorgegeben. Bei „Death And The Lady“ kommt indes eine ganze Wagenladung an Instrumenten zum Einsatz. Stark!

Wolfgang Weitzdörfer

Alma Naidu Redifine (Leopard)

Die mehrfach ausgezeichnete Münchner Sängerin und Komponistin legt nach ihrem erfolgreichen Debüt Alma nun ihr zweites Album vor. In ihren dreizehn neuen Songs brilliert die studierte Jazzvokalistin erneut mit intensiven Texten und Melodien über Freundschaft, Liebe und Gleichberechtigung. Getragen werden ihre einfühlsamen Kompositionen jedoch von ihrer ausdrucksstarken Stimme, die spielerisch zwischen Singer/Songwriter, Pop oder Jazz wandelt.

Erik Prochnow

Thomas Naïm May This Be Love (Rootless Blues)

Als Jazzgitarrist hat sich Thomas Naïm einen hervorragenden Namen erspielt. Hier widmet sich der Franzose auf außergewöhnliche Art und Weise dem großen Idol Jimi Hendrix. Zwei Stücke von John Lennon, eine eigene Komposition und zehn Hendrix-Titel enthält das Album. Diese spielt und interpretiert Naïm solo auf der akustischen Gitarre. Sehr gefühlvoll, virtuos, und nicht nur für Gitarristen eine Offenbarung.

Achim Hennes

Tami Neilson Neon Cowgirl (Outside Music)

Auf dem neuen Album wechselt die Powerröhre elegant zwischen drei Arten von Songs: elegischen Balladen der Marke James Bond, fetzigem Country Shuffle und funkigem Südstaatensoul. Top-Partner wie Neil Finn, Ashley McBride, The Secret Sisters und JD McPherson runden das gelungene Gesamtwerk der in Kanada geborenen, in Neuseeland lebenden und Nashville klar im Fokus habenden Songwriterin ab.

Martin Wimmer

Cécile Nordegg/No-Ce Hofpalaver (Rossori Music) 

Die österreichische Schauspielerin Cécile Nordegg alias No-Ce, die sich seit Jahren erfolgreich auf Chansons und Jazzgesang vor allem in französischer Sprache verlegt hat, erweist mit dem neuen Album ihrer Heimatstadt Wien die Ehre. Texte von Anneliese Dirnbauer, die auch als Sängerin vertreten ist, knüpfen an alte Wiener Liedertraditionen an und überführen sie in ein modernes musikalisches Gewand. Norddeutsche Ohren werden nicht immer alles von der Verbindung von Wiener Schmäh und Jazz verstehen.

Rainer Katlewski

Ashley E. Norton The Red Guitar (EP; Ramona Rockstar Records)

Vier Americanasongs, der Titeltrack beschäftigt sich mit der Geschichte der roten Gitarre Paula Stykel Wiessners, eines fünfjährigen Mädchens in den von den Nazis besetzten Niederlanden. Wer gute Augen hat, kann die Geschichte auf der CD-Rückseite in kleinster Schrift nachlesen. Ansonsten – Ashley E. Norton, wie man sie kennt und schätzt.

Wolfgang Weitzdörfer

Nowhere Brothers Till The End Of Nowhere (Timezone Records)

Zwei Italiener, die sich in Triest kennenlernen, im englischen Leeds leben und in Deutschland ein Album aufnehmen: Musikalisch bewegen sich Nicola Ventolini und Roberto Fiorelli in den USA, versetzen ihren Rootsrock mit Country- und Blueselementen. Hervorstechend Ventolinis Mundharmonika, etwa im hitzigen „Fever“. Auch sein Gesang klingt authentisch, so in der Ballade „Blackeye“. Raue Sache.

Michael Freerix

O Gajo Trovoada (Lusitanian)

Es ist das fünfte Album der Band aus Portugal, das eine fesselnde Mischung aus von Akkordeon, Dudelsack oder Bratsche gespielten traditionellen Klängen sowie modernen Rhythmen bietet. Die Songs gehen in die Beine und bezaubern mit fremdartig klingenden Chorgesängen und eingängigen Melodien.

Wolfgang Weitzdörfer

Anne Paceo Atlantis (Jusqu’à la nuit)

Mit ihrem neuen Album möchte die mehrfach preisgekrönte französische Schlagzeugerin, Komponistin und Sängerin einen Rückzugsort erschaffen, in dem Realität und Mythos zusammenfließen. Inspiriert durch die Schwerelosigkeit des Ozeans sowie seinen Wechsel zwischen Dunkelheit und Licht hat sie dreizehn rhythmisch kraftvolle Songs komponiert, die Jazz, Pop, Electronica und Akustik zu einer kreativen Hommage an das Meer und die sagenumwobene Insel aus dem Titel verbinden.

Erik Prochnow

Gilbert Paeffgen Trio Der Mann auf dem Trampolin (Rabbit Hill Records)

Das ist sicherlich eines der ungewöhnlichsten Klaviertrios in der Jazzszene. Denn die meisten seiner Stücke komponiert der Schweizer Schlagzeuger auf dem Hackbrett, das er auch auf hypnotische Weise spielt. Gemeinsam mit Claude Meier am Bass und Fabian M. Mueller am Piano erschafft Paeffgen auf dem sechsten gemeinsamen Album einen eigenen Klangkosmos, der einen beim Hören in einem Schwebezustand zwischen Leichtigkeit, folkloristisch Eingängigem und Abstraktem gefangen nimmt.

Erik Prochnow

Paper Sparrows Hiding Away From The Light (Folksville Records)

Immer noch aktuelles 2023er-Debüt des Trios aus Edinburgh. Sie nennen es „Folkmusik mit manchmal so einer Art Sixties-Beat“. Komplett akustisch, zwei Gitarren, manchmal Mandoline, immer Kontrabass, feiner Harmoniegesang. Und wenn’s mal in Richtung Americana geht, dann eher mit einer Verbeugung Richtung Appalachian Mountains. Richtig feine Musik.

Mike Kamp

Violetta Parisini I Used To Have Nothing To Lose But Now I Have You (Else Musik)

Der Titelsong sagt alles: Es gibt keine Liebe wie die einer Mutter zu ihrem Kind. Aber da kommen viele Fragen, Zweifel und Ängste auf. Bin ich etwa eine schlechte Mutter? Und jeden Morgen die Erleichterung, wenn das Herz der Kleinen ruhig schlägt. Die Österreicherin legt auf ihrem – neben herkömmlichen Instrumenten – mit viel Elektronik eingespielten ruhigen Album all ihre Muttergefühle frei.

Martin Steiner

Raúl Paz Guajiro Chic (Coloma Production)

Doppeltes back to the roots: zurück nach Kuba, gegen den Strom der seit Langem die Insel Verlassenden, nach langer internationaler Karriere von Frankreich aus; und zurück zu Kubas ländlicher Musik, mit der der stets urban-rural agierende Liedermacher aufwuchs. Ihr wichtiges, auch auf dem Album markantes Element ist die kleine Tres-Gitarre. Paz erfindet einmal mehr nichts neu, wird aber seine Fans erfreuen.

Katrin Wilke

Pharaoh’s Daughters Dumiyah (Magenta)

Mystische jüdische Texte und Schabbatlieder sind die zentralen Themen des sechsten Albums des seit Ende der Neunziger bestehenden New Yorker Quintetts mit der Leadsängerin Basya Schechter, die aus einem orthodoxen Haus stammt. Das hebräische Wort dumiyah, so auch der Titel des elften Tracks wie des ganzen Werks, bedeutet „Schweigen“. Insofern ist das Album, auch dank der wunderbaren, exotischen musikalischen Begleitung, einfach wunderbar sanft.

Matti Goldschmidt

The Riflebirds of Portland Windmills On The Moon (Regional Records)

Das Debüt der vierköpfigen Band erschien 1989, und kurz danach trennten sich ihre Wege. Einzig Schlagzeuger Kevin Jarvis blieb der Musik treu, der Kontakt zueinander blieb jedoch bestehen. So kommt es nun nach 36 Jahren zu einem Nachfolger, der in Jarvis’ Studio eingespielt wurde. Unaufgeregter, eingängiger und solider Folk der Sechziger.

Achim Hennes

Patrick Rydman & Mark Davies You Plus One (Moonscape Music)

Wunderschöner Harmoniegesang verwoben in einfühlsame Melodien. Der Schwede Patrick Rydman und der in Dänemark lebende Kalifornier Mark Davis kollaborieren seit 2021. Die Früchte ihres kreativen Schaffens sind sechs hitverdächtige Akustik-Pop-Songs, die vor allem vom Gesang her an Crowded House erinnern. Eine EP, die zum Reflektieren und Träumen einlädt – und die hoffentlich nur Auftakt für ein ganzes Album des Duos ist.

Erik Prochnow

Samhita Unexpected Encounters (CTO Music)

Der indische Sitarvirtuose Hindol Deb ist bekannt für seine Offenheit gegenüber zeitgenössischen musikalischen Formen. Bläser und Streicher sorgen für einen Big-Band-artigen Klangkosmos, musikalisch changieren die Kompositionen des Kölner Musikers und Arrangeurs Pascal Hahn zwischen Jazz und Elementen klassischer indischer Musik. Eine farbgewaltige, mitreißende Hörerfahrung!

Rolf Beydemüller

Simon Scardelli Underneath The Singing Tree (Resonator Records)

Der Londoner Singer/Songwriter lebt in der Bretagne und veröffentlichte tatsächlich 1980 seine erste Platte. Er hat eine beeindruckende, höchst emotionale Stimme und schreibt charismatische und diesmal sehr persönliche Songs. Auch wenn er meist solo oder im Duo unterwegs ist, die Musik auf diesem Album (dem ersten seit fünf Jahren) ist meist aufwendig, teils jazzig durcharrangiert. Empfehlenswert!

Mike Kamp

Jacques Schwarz & Grégory Privat 22 (Buddham Jazz)

Zwei Generationen, die exakt 22 Jahre auseinander liegen und beide jeweils am 22. Dezember geboren wurden. Für die beiden aus Martinique und Guadeloupe stammenden Musiker hat die Zahl 22 damit eine besondere Bedeutung für einen generationenübergreifenden Dialog. Diesen kreieren sie mit Saxofon und Piano auf beeindruckende Weise im Stil des afrokaribischen Jazz, der weit über die rhythmische Tradition ihrer Kultur hinausweist.

Erik Prochnow

Seiler und Speer Hödn (Jokebrothers Records)

Das österreichische Liedermacherduo singt über die Hödn, die Helden des Alltags, Liebe, Verluste – und in „Red mit an aundan“ über ein „Oaschloch“, wie es sie leider nicht nur in Österreich gibt. Ihre Ohrwürmer verpackt das Duo mit ihrer Band in einen schlanken Stadionrock, der die Arenen zum Kochen bringt. Auch Balladen dürfen nicht fehlen.

Martin Steiner

Söndörgő XXX (GroundUP Music)

Dreißig Jahre ist die fünfköpfige Combo aus der Nähe von Budapest unterwegs, um Menschen in aller Welt die in ihrer Region beliebte Tambura näher zu bringen. Das feiert sie mit acht Tracks, von denen einige zu ihren Hits gehören, andere neu aufgenommen wurden. Die erste Goldberg-Variation von Johann Sebastian Bach zeigt neben viel Speedfolk, was aus dem Instrument herauszuholen ist. Eindrucksvoll.

Ines Körver

Spontus Ar Lagad/Bleiz (Klam Records)

Spontus war eigentlich eine Instrumentalgruppe, eine der wichtigen und etablierten Fest-Noz-Formationen der Bretagne. Zum dreißigsten Geburtstag hat die Band den Gesang entdeckt – keine tolle Idee. Mit vier männlichen, nicht mehr ganz jungen Stimmen hat der Kan-ha-diskan-Gesang oft etwas Altherrenhaftes an sich. Das siebte Spontus-Album, Ar Lagad/Bleiz, ist eines der schwächsten.

Christian Rath

Goran Stevanovich Sarajevo (Berlin Classics)

Goran Stevanovich hat zwar schon einige Preise eingeheimst (unter anderem den Deutschen Akkordeonpreis 2012), doch legt er erst am Ende seines vierten Lebensjahrzehnts sein Debütalbum vor. Darauf versammelt er zehn Kompositionen – neben eigenen unter anderem Stücke von Béla Bartók und Max Richter –, die sich mit der bosnischen Hauptstadt beschäftigen. Ein intensives und elegantes Soloalbum.

Ines Körver

Andy Summers & Robert Fripp The Complete Recordings 1981-1984 (DGM Live)

King Crimson meets The Police – die beiden Musiker Robert Fripp und Andy Summers haben sich in den Achtzigern zusammengetan und drei Alben aufgenommen – I Advance Masked, Bewitched und Mother Hold The Candle Steady –, die es nun in einer schönen Luxusauflage komplett mit einer Blu-ray mit unterschiedlichen Mixes und Audiokommentaren gibt. Komplettist:innen werden jubeln.

Wolfgang Weitzdörfer

Gordie Tentrees & Jaxon Haldane Double Takes (Eigenverlag)

Singen die da tatsächlich über Crystal Meth und Amputierte? Fielen da eben wirklich die Wörter „pinkeln“ und „masturbieren“? Äußerst mutiges Songwriting der beiden Kanadier. Verpackt in harmlos klingenden Countryfolk, New Orleans Blues und Vaudeville, vielfältig instrumentiert von Profis wie Charlie McCoy oder Bill Chambers.

Martin Wimmer

The Brains Behind Pa Beggars Belief (Grass Magpoops Records)

The Brains Behind Pa spielten früher Songs, die stark folkig klangen, und haben sich auf Beggars Belief mehr zum Rock hin entwickelt. Sie selber nennen es Americana. Die feinen Songs von Songschreiber Bill Price haben etwas Drängendes, aber auch Fatalistisches, auch wenn Price sagt, in den vergangenen Jahren hätte sich bei ihm eine verstärkt zynische Haltung eingeschlichen. Aber das ist auf Beggars Belief nicht allzu deutlich zu spüren, sondern eher eine gespenstisch-geisterhafte Stimmung, die einen positiven Eindruck hinterlässt.

Michael Freerix

The Minus 5 Oar On, Penelope (Yep Roc Records)

Album Nummer sechzehn rockt stoisch und rau wie eh und je. Scott McCaughey schart mit unter anderem Peter Buck (R.E.M.), Patterson Hood (Drive-By Truckers) und Debbi Peterson (Bangles) übliche Verdächtige um sich und zelebriert unbeschwerten Jingle Jangle Indie College Rock, den man in den Achtzigern mal Paisley Underground nannte.

Martin Wimmer

The Moonband Relations (Intertunes)

Das Münchner Quintett präsentiert hier schon sein sechstes Album. An die Anfänge als Straßenmusikschaffende erinnern nur noch gelegentliche Einsätze von Ukulele und Akustikgitarre, die noch durch solide Rockproduktion mit deutlichem Achtzigerjahre-Appeal schimmern. Ein durchgängiges Merkmal ist der gleichberechtigte, oft zweistimmige Männer- und Frauengesang, mit dem die Band die vielfältigen Verflechtungen von Beziehungen verhandelt.

Imke Staats

Suzy Thompson Suzy Sings Siebel – Volume One (Eigenverlag)

Die beiden Studioalben des New Yorker Songwriters Paul Siebel von 1970/71 gelten in informierten Kreisen als Meisterwerke. Mit renommierten Begleitmusikschaffenden wie John Sebastian und Cindy Cashdollar erweist die eher als Cajunfiddlerin bekannte Kalifornierin dem unlängst Verstorbenen die Ehre und spielt originalgetreu zehn seiner Lieder nach. Liebevoll gemacht.

Martin Wimmer

Marcos Valle Contrasts (Far Out Recordings)

Keine schlechte Idee, Marcos Valles Album Contrasts von 2003 jetzt wieder zu veröffentlichen. Es ist lebendiger, rhythmischer und abwechslungsreicher in den Arrangements als seine letzten Produktionen. Valle kombinierte seinen relaxten Brasilpop mit Funk, Dub, Trip-Hop und mehr. Zu hören sind Klassiker wie „Agua de Coco“ oder „Parabéns“ und einige Remixe.

Hans-Jürgen Lenhart

Moritz von Escherscheim Flausen im Kopf & Flusen im Bauchnabel (Salon Mondial)

Der Musiker aus Berlin und Familienvater hat eine eigenwillige Art, kritische politische Inhalte mit Witz zu verbinden. Flotte, manchmal schrille Songs für Erwachsene und vielleicht auch für Kids, die Geschichten aus dem Leben erzählen und die sich vor allem für den Umweltschutz engagieren. Mal als Liedermacher und mal auch poppig hat er mit seinen zehn Liedern seinen eigenen Stil gefunden.

Rainer Katlewski

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