Wer mit Boris Pasternak (1890-1960) nur die Oscar-prämierte Verfilmung des Romans Doktor Schiwago und „Lara’s Theme“ verbindet, der kann sich hier einen völlig neuen Zugang zu dem (verhinderten) sowjetischen Literaturnobelpreisträger von 1958 verschaffen. Neben diesem, in seiner Heimat verbotenen Roman hat er nämlich vor allem Gedichte hinterlassen. Sieben davon hat die russische Jazzpianistin Lora Kostina aus Leipzig vertont und zusammen mit Daniel Werbach am Bass, dem Drummer Tom Friedrich und mit der wunderbaren Jazzsängerin Pascal von Wroblewsky eingespielt. Die ausgewählten Gedichte Pasternaks berühren Natur, Liebe, das Leben oder religiöse Bilder, Stimmungen und Empfindungen, die musikalisch eindrucksvoll mit Jazz umgesetzt werden. Mal ist es melancholisch, mal voller Temperament, mal plätschernd, mal wird es ruhig und nachdenklich. Pascal von Wroblewsky singt die Texte mit großer Ausdruckskraft und Präzision, wechselt mühelos vom Deutschen ins Russische in Scat und zurück. Eine atmosphärisch sehr überzeugende Produktion aller Beteiligten – schade nur um den Abdruckfehler im Booklet. Eine Empfehlung für Freunde des Besonderen.
Rainer Katlewski
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