Berlin ist eben doch eine Weltstadt. Mit ihren Kiezjazzern aus sechs Ländern versetzt die vielfach prämierte Sängerin den burlesken Partykeller in Schwingung. Umgesetzt wird das Songmaterial von Duke Ellington über Memphis Minnie bis Jimmie Rodgers (sowie zwei Eigenkompositionen, die sich nahtlos einfügen) als fröhlicher Rocksteady, Dixieland und Western Swing. Im Rausschmeißer sieht man förmlich den Trauermarsch, der durch Lakes Wahlheimat New Orleans zieht. Dem selbst produzierten Album hört man den Spaß am Musikmachen so richtig an: „Enjoy Yourself!“ Kein Grund sich zu entschuldigen, auch wenn Meschiya Lake sich auf dem Cover bemüßigt sieht, zu versichern, dass die Aufnahmen noch vor Corona und der Ermordung George Floyds stattfanden. Ganz im Gegenteil, geschenkt haben die kosmopolitischen Hauptstädter uns ein queeres Lieblingsalbum, das man in einer verrauchten Tikibar hören möchte, abwechselnd mit einem Schirmchendrink am Nierentisch und auf der Tanzfläche beim Lindy Hop. Am coolsten natürlich auf Vinyl.
Martin Wimmer
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